Die etwas anderen Mitbringseltipps aus Turin

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Die etwas anderen Mitbringseltipps aus Turin

Urlaubsmitbringsel sind eine feine Sache, nicht wahr? Bringst du dir auch gerne etwas mit? Ich ja. Meist sind es haptische Erinnerung: Olivenöl aus Sardinien. Keramik aus Kampanien. Franciacorta aus der Lombardei. Was es aus Turin sein wird? Ich weiß es nicht. Denn ich war noch gar nicht dort.

Was ich aber weiß, ist, welche „Erinnerungs-Mitbringsel“ ich im Gepäck haben werde. Wie diese (auch für dich) aussehen können, darum geht es in diesem Artikel. Tauch mit mir ein in die Welt der immateriellen, ideellen Mitbringsel aus Turin.

Meine etwas anderen Mitbringseltipps aus Turin

1 Eine Eintrittskarte aus dem Castello di Rivoli

Der Besuch des Museums Castello di Rivoli ist eine Blindempehlung. Warum? Ein Museum, das Werke von Maurizio Cattelan im Bestand hat, muss man einfach besuchen. Du bist noch nicht überzeugt, weil du Cattelans Arbeiten nicht kennst? In diesem Artikel habe ich über ihn und eine seiner Ausstellungen geschrieben.

Dieses Museum liegt etwas außerhalb Turins in einem Park. In den ehemaligen Schlossräumen werden zahlreiche moderne und zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler gezeigt: Lothar Baumgarten, Alighiero Boetti, Tacita Dean, Thomas Demand, Rebecca Horn, William Kentridge, Thomas Ruff, Katherina Sieverding, Tomás Saraceno.

2 Hauptstadtwissen

Rom ist der Regierungssitz Italiens. Das haben wir im Erdkundeunterricht gelernt. Doch das war nicht immer so. Denn die erste Hauptstadt der Apennineninsel war Turin. Im Zuge der Vereinigung Italiens wurde Turin 1861 italienische Hauptstadt. Von hier aus regierte König Viktor Emanuel II. Bereits vier Jahre später wurde Florenz Hauptstadt. 1871 zog die Regierung nach Rom.

3 Geschmack von vitello tonnato

Läuft dir auch schon allein beim Lesen der Wörter vitello tonnato das Wasser im Munde zusammen? Hauchdünne Scheiben zarten gekochten Kalbsbratens, darüber eine Thunfisch-Mayonnaisesauce und ein paar Kapern zur Deko obendrauf. Auch als (Flexi-)Vegetarierin kann ich bei dem Gericht nur selten widerstehen. Diese köstliche Vorspeise wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Piemont erfunden. Allerdings erhebt auch die Lombardei Anspruch auf den Ursprungsort. Das Gericht soll sogar in Mailand erfunden worden sein, wie jüngst Luca Cesare in der Tageszeitung La Repubblica dargelegt hat.

4 Geist von Camillo Benso Graf von Cavour am Caféhaustisch spüren

Neapel, Venedig, Bologna Triest, Turin. Alle vier Städte verbindet, dass sie historische Cafés haben. Das 1763 gegründete Turiner Caffè Al Bicerin gehört zu den ältesten noch existierenden Cafés in Italien. Außerdem wurde dort Il Bicerin – DAS Turiner Heißgetränk aus Espresso, Kakao und Vollmilch kreiert.

Der erste Ministerpräsident des neuen Königreiches Italien, Camillo Benso Graf von Cavour, war häufiger Gast in diesem Café. Außerdem hat Umberto Eco in seinem Buch „Der Friedhof von Prag“* das „Caffè Al Bicerin“ lange und ausführlich beschrieben.

5 Ein im Kopf gespeichertes Foto vom Wohnzimmer der Stadt

Mit einem „Salto“ nach Turin habe ich einen breitgefächerten Eindruck Turiner Literatur bekommen. Möglich gemacht hat’s das Buch „Turin. Eine literarische Reise“*. Es ist im Wagenbach-Verlag erschienen, ein Verlag, der viel italienische Literatur im Programm hat.

Cesare Pavese, Natalia Ginzburg, Giuseppe Culicchia, Elena Loewental. 21 Autorinnen und Autoren – dort geborene und Wahlturiner – erzählen in der literarischen Reise über ihre Stadt. Ein guter Einstieg, um dann zu entscheiden, bei welchem Autor oder welcher Autorin man tiefer einsteigen will.

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Die etwas anderen Mitbringseltipps aus Turin

Ich habe mich zunächst für Giuseppe Culicchias „Torino è casa mia“ (Turin ist unser Haus*) entschieden. Die Vorstellung Gebäude, Plätze, Straßen einem Wohnraum zuzuordnen, gefällt mir und hat mich neugierig gemacht. So wird bei Culicchia der Bahnhof Porta Nova zum Eingang, der Markt auf der Piazza Porta zur Küche, die Piazza San Carlo zum Wohnzimmer und das Flussufer des Pos das Badezimmer.

6 Gaumenfreuden

Weich müssen sie sein. Ungesund sind sie. Weißbrotscheiben ohne Rinde, belegt mit Schinken, Pilzen, Artischocken, Thunfisch, Tomaten, Mozzarella, Mayonnaise. Übereinander gestapelt liegen sie in den Auslagen vieler italienischer Bars. Sie warten nur darauf, dass in sie reingebissen wird. Gemeint sind die tramezzini oder das tramezzino im Singular. Im Lokal Mulassano in Turin wurden sie 1907 erfunden. Das allein ist schon ein Muss, sie in  Turin zu probieren.

Als Namensgeber gilt übrigens der Dichter und Schriftsteller Gabriele D’Annunzio (1863-1938). Er wollte einen italienischen Begriff anstelle der Sandwiches. Tramezzino ist der Diminuitv von tramezzo. Dies wiederum bedeutet so viel wie „auf halber Strecke“ zwischen Frühstück und Mittagessen. Kurz: Die Zeit für einen kleinen Happen.

7 Wissen, was mit den Granatroten gemeint ist

Fußball und Turin. Wer denkt da nicht gleich an die Weiß-Schwarzen. Juve, der Dauer-Meister der Serie A (36 Titel). Dabei gibt es noch einen anderen Verein: Der FC Torino, auch als i Granata (Die Granatroten) bekannt.

Warum nehme ich sie auf? Weil der Verein ein tragisches Schicksal zu verkraften hatte. Es gibt Stimmen, die sagen, der Verein habe sich bis heute nicht davon erholt. Im Mai 1949 hatten sie ein Freundschaftsspiel in Lissabon. Auf dem Rückflug stürzte das Flugzeug im dichten Nebel etwas unterhalb der Basilika von Superga in den gleichnamigen Hügel über Turin. Fast alle Spieler der Mannschaft kamen ums Leben, ebenso Vereinsfunktionäre und drei begleitende Journalisten. Die A-Jugend hat die Saison dann zu Ende gespielt.

8 Ein im Kopf gespeichertes Foto eines Polentastücks

Sich ein Polentastück ansehen? Ja! Unbedingt! Meine zweite Blindempfehlung, nachdem ich eine Podcastfolge aus der Reihe Le Meraviglie von RAI3 dazu gehört habe.

Mit dem Polentastück ist das „Casa Scaccabarozzi“ gemeint. Der Ursprung des Namens liegt in der Ockerfarbenen Fassade und seiner einzigartigen – trapezförmigen – Form, die einem Polentastück ähnelt.

An der Front zum Corso San Maurizio ist es 4,35 Meter breit. An der gegenüberliegenden Seite misst es lediglich 54 cm. Und das bei einer Höhe von 24 Meter. Zwei Geschosse sind unterirdisch, sieben ragen in den Himmel. Diesen Anblick muss man sich doch abspeichern.

9 Einen Ohrwurm

Gloria, Manchi tu nell’aria, Manchi ad una mano, Che lavora piano, Manchi a questa bocca, Che cibo più non tocca, E sempre questa storia […]

Ti amo“, „Tu“, „Gloria – Hast du schon erste Töne oder gar einen Ohrwurm im Kopf? Mit diesem Hit-Hattrick gelang dem Turiner Musiker Umberto Tozzi Ende der 70er Jahre der Durchbruch. Die drei Titel wurden mehrfach international gecovert.

1987 nahm er im Trio mit Gianni Morandi und Enrico Ruggeri mit dem Lied „Si può dare di più“ am Sanremo-Festival teil. Sie gewannen mit dem Song.

10 Wissen, dass es auch noch die Guten gibt

Wenn ich einen Urlaub nach Italien plane, informiere ich mich mittlerweile immer, welche Partei in der entsprechende Region oder Stadt regiert. Nach Turin kann ich guten Gewissens fahren: Die Stadt wird von einem Bürgermeister einer demokratischen Partei regiert: Stefano Lo Russo von der Partito Democratico.

 

Hast du Turin schon einmal besucht? Kennst du einen meiner etwas anderen Mitbringseltipps? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Die oben genannten Bücher bekommst du alle in deiner Lieblingsbuchhandlung, bei den Verlagen oder bei Hugendubel*.

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