
Es geht wieder los! Gestern Abend startete die diesjährige Ausgabe des Festival della Canzone Italiana (Festival des italienischen Liedes) kurz Sanremo-Festival. Benannt ist das Fest der italienischen Popkultur nach der ligurischen Stadt Sanremo, in der es stattfindet.
Bereits gestern und auch in den kommenden vier Tagen werden sich viele, sehr viele Italienerinnen und Italiener – jung und alt – vor den Bildschirmen versammeln. Auch ich war gestern vorm Bildschirm. Das Festival ist aktuell DAS Gesprächsthema in den Medien, mit Kolleginnen und Kollegen al banco in der Bar, in Kantinen, Fabrikhallen, Büros, auf dem Schulhof, im Freundeskreis – kurz überall.
70 Jahre italienische Volkskultur
Das Festival wurde 1951 gegründet und findet alljährlich im Februar oder Anfang März an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen statt und endet mit dem großen Finale am Samstagabend. Aktuell sind es fünf Abende.
In Sanremo haben Karrieren begonnen: In den 50er und 60er Jahren gingen Welthits hervor, deren Interpreten zu internationalen Stars wurden, wie etwa „Nel blu dipinto di blu“ von Domenico Modugno, (Gewinner 1958), „Per Elisa“ von Alice (Gewinnerin 1981), „Felicitá“ von Albano und Romina Power (Zweitplatziert 1982) oder „Adesso tu“ von Eros Ramazzotti (Gewinner 1986). Auch die Karrieren von Adriano Celentano, Zucchero oder Vasco Rossi begannen hier.
Strenges Regelwerk
Veranstalter des Sanremo-Festival ist der öffentlich-rechtliche Sender RAI, der das Spektakel seit der Gründung im Jahr 1951 überträgt. Bis auf eine Ausnahme fand (und findet) die Show im Teatro Ariston statt. Die Kartenpreise sind entsprechend hoch.
Das Regelwerk wird vom Organisator, der RAI, im Vorfeld bekanntgegeben. Sie variieren von Jahr zu Jahr etwas. Allerdings gibt es zwei feste Regeln: Die aufgeführten Songs müssen neu sein, und sie müssen in Italienisch gesungen werden.
Es gibt entweder eine Hauptmoderation plus Co-Moderationen oder mehrere Moderatorinnen und Moderatoren. 2018 moderierte etwa Michelle Hunziker gemeinsam mit dem Liedermacher Claudio Baglioni und der von mir geschätzte Schauspieler Pierfrancesco Favino.
Seit 2020 moderiert der Radio- und Fernsehmoderator Amadeus (Pseudonym für Amedeo Umberto Rita Sebastiani). Ihm zur Seite stehen wechselnde Co-Moderatorinnen und -Moderatoren. Beim diesjährigen Festival sind es der Sänger und Schauspieler Gianni Morandi als fester Co-Moderator sowie als wechselnde Co-Moderatorinnen die Influenzerin Chiara Ferragni, die Journalistin Francesca Fagnani, die Volleyballspielerin Paola Egonu und die Schauspielerin Chiara Francini
Ablauf des Sanremo-Festivals
Heuer treten 28 Bands, Solo-Musikerinnen und -Musiker treten auf.
- Am Dienstag und Mittwoch (7. und 8. Feb.) werden je 14 Lieder pro Abend vorgestellt.
Eine Jury bestehend aus Journalisten und Journalistinnen darf abstimmen. - Am Donnerstag (9. Feb.) treten alle Interpretinnen und Interpreten erneut auf
Die Abstimmung erfolgt durch Televoting und eine demoskopische Jury. - Am Freitag (10. Feb.) stellen alle Teilnehmende mit einem Duettpartner oder -partnerin eine Coverversion eines Liedes vor. Dieser Song muss auch nicht in Italienisch gesungen werden.
Die Abstimmung erfolgt durch die Pressejury, die demoskopische Jury und das Televoting. - Am Samstag (11. Feb.), dem Finaltag treten alle mit ihrem Festivalbeitrag noch einmal auf.
Die Abstimmung erfolgt über ein Televoting. Die fünf bestplazierten Beiträge im Durchschnitt aus allen vier Abstimmungen kommen in Endrunde.
Aus diesen fünf bestimmen Televoting, Pressejury und demoskopische Jury den Sieger oder die Siegerin.
Wer Sanremo gewinnt, vertritt Italien auch beim Eurovision Song Contest (ESC). Italien ist immer mal wieder aus dem ESC ausgeschert. Seit 2011 sind sie wieder dabei, und 2021 gewann die Band Måneskin sowohl Sanremo als auch den ESC.
Das werden lange Abende in den nächsten Tagen …
Tipp
Du möchtest erfahren, weshalb das Sanremo-Festival seit über 70 Jahren ein Erfolgsrezept ist – auch und gerade in Zeiten von Streaming und was hinter der Erfolgsgeschichte steckt? Dann empfehle ich dir die Folge „Sanremo: Wiedergeburt eines großen Musikfestivals“ des Podcasts kurz gesagt: Italien, in der Sebastian Heinrich über das Festival berichtet.
Tom says
Danke für die Aufklärung. Ich hab bisher noch nie verstanden, was die Italiener an dem Festival finden und wie es so abläuft.
Ulrike says
Gerne. Reinschauen lohnt sich.