Dienstagmorgen um acht am Naviglio Grande. Bei schon fast sommerlichen Temperaturen schwinge ich mich auf mein bikeMi, überquere den Naviglio Grande, radele vorbei an der Stazione Porta Genova, nehme die Seitenstraßen, wo ich optisch von einem weißen Blütenmeer verzaubert bin.
Inhaltsverzeichnis
Mailand-Tipps: Ein Tag rund um Sant‘Ambrogio
Mercato Viale Papiniano
Danach geht‘s über Kopfsteinpflaster. Ich schlängle mich an Autos und Trams vorbei, immer darauf achtend in keine Tramschiene zu geraten und erreiche mein erstes Ziel für heute: den Markt an der Viale Papiniano. Typisch für italienische Märkte ist, dass nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kleidung, Haushaltswaren, Drogerieartikel und ähnliches feilgeboten werden. So auch hier. Ich lasse diesen Teil des Marktes links liegen und schlendere über den Markt mit den Lebensmitteln und Pflanzen. Die ersten Erdbeeren der Saison (es ist Mitte März) aus der Basilikata lachen mich an. Auch grüner wilder Spargel, Zucchiniblüten und die kleinen Artischocken machen Appetit. Obst und Gemüse sind äußerst dekorativ arrangiert. Etwas weiter gibt es frische Pasta sowie leckeren Käse, Schinken und Fisch. Mein Mittagessen ist gesichert. 🙂
Castello Corvo
Ich radele weiter zum „Piazza Sant’Ambrogio“, gebe das Rad zurück und genieße erst einmal ein italienisches Frühstück im Caffè Carducci. Das heißt bei mir: „Cappuccio“ und „Cornetto“ (Mailändisch für Cappuccino und Hörnchen/Croissant). So gestärkt betrachte ich erst mal das „Castello Corvo“, das gar nicht so alt ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Was so mittelalterlich daherkommt, ist in Wirklichkeit zwischen 1910 und 1915 entstanden. Heute sind hier unter anderem Unterrichtsräume der „Università Cattolica del Sacro Cuore“ untergebracht.
Basilica di Sant’Ambrogio
Zurück auf dem „Piazza Sant’Ambrogio“ betrete ich durch ein Tor den Innenhof der „Basilica di Sant’Ambrogio“, eine der ältesten, sehr gut erhaltenen frühchristlichen Kirchen. Mein Blick fällt zunächst auf die Loggia und danach auf die beiden unterschiedlich hohen Türme – links der „Turm der Mönche“, rechts der „Turm der Kanoniker“.
Ich schlendere unter den Pfeilerarkaden, bewundere die mit Blumen, Tieren und christlichen Symbolen verzierten Kapitelle und Fresken an den Wänden und genieße die Ruhe. Im Inneren bestaune ich die Kanzel, die über einem frühchristlichen Sarkophag errichtet wurde und natürlich die diversen Sarkophage von Mönchen, die hier bestattet sind, wie etwa vom Heiligen Ambrosius. Für mich war der Besuch dieser Kirche ein „Muss“. Sant’Ambrogio ist der Schutzpatron Mailands. Sein Gedenktag – der 7. Dezember – ist ein Feiertag in Mailand. Traditionell wird an diesem Tag auch die Opernsaison der Scala eröffnet.
Università Cattolica del Sacro Cuore
Danach mache ich einen Abstecher zur „Università Cattolica del Sacro Cuore“. Diese Privatuni hat zwei ganz bezaubernde Innenhöfe. Die Student*innen machen dieses Viertel auch so quirlig und lebendig. Ich verlasse die Uni seitlich und befinde mich direkt am „Tempio della Vittoria“, einem Denkmal für die Mailänder Kriegsgefallenen des 1. Weltkrieges.
Piazza Sant‘Ambrogio
Ich biege links um die Ecke und sehe Studierende, aber auch Professor*innen auf den Bänken der „Piazza Sant‘Ambrogio“ sitzen, die zu Mittag essen und sich unterhalten. Dort hole ich meine mitgebrachte Focaccia (ich liebe Focaccia in allen Varianten, hier mein Rezept) und die Erdbeeren vom Markt aus der Tasche und setze mich ebenfalls auf eine der Bänke. Ich beobachte das Treiben, schnappe Gesprächsfetzen auf und erfreue mich des Lebens und am „dolce far niente“. Mir geht‘s ganz schön gut.
Cortile della Canonica de Sant’Ambrogio
So gestärkt gehe ich durch die kleine Pforte und befinde mich im „Cortile della Canonica de Sant’Ambrogio“, einem wunderschönen, ruhigen Innenhof, wo sich kaum Tourist*innen hin verirren. Der Bogengang besteht aus einer Reihe von Backsteinbögen, die von Säulen mit korinthischen Kapitellen und Pulvino getragen sind. Gegenüber dem Bogengang steht die kleine Kirche „San Sigismondo“.
Der Innenhof ist ein schöner Fotospot für all jene, die Fotos von sich an unbekannteren Orten machen lassen wollen. Ich habe mich in diese Gegend verliebt und deshalb habe ich sie fürs Fotoshooting ausgewählt.
Colonna del Diavolo
Beim Verlassen des Cortile stoße ich auf die „Colonna del Diavolo“ (Teufelssäule). Die Legende besagt, dass sich hier der Teufel mit Sant’Ambrogio einen Kampf geliefert hat, der zu Gunsten Sant’Ambrogios ausging. Noch heute sind zwei Löcher in der Säule zu sehen. Wenn man sich diesen nähert, könne man den Geruch von Schwefel wahrnehmen und die Geräusche des kochenden Styx, des höllischen Flusses, hören. Ich hab nix gehört …
Basilica di Santa Maria delle Grazie
Vorbei am Castello Corvo bummle ich in Richtung Corso Magenta, bewundere die klassizistischen Häuser mit ihren Verzierungen, Statuen sowie die Fassaden- und Balkonbegrünung. Ich erreiche den „Piazza Santa Maria delle Grazie“ mit der gleichnamigen Kirche. Die im Stil der lombardischen Backsteingotik erbaute „Basilica di Santa Maria delle Grazie“ ist von außen sehr imposant und hat eine außergewöhnliche Form. Hier, im Refektorium, auf der Westseite des „Chiostro dei morti“ (Kreuzgang der Toten) ist auch das weltberühmte Wandgemälde „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci zu bewundern.
Mailands Weinberg
Schräg gegenüber befindet sich Mailands einziger Weinberg. Ja, du hast richtig gelesen: ein Weinberg. Er ist ein Geschenk von Ludovico il Moro an Leonardo da Vinci, der 18 Jahre lang in Mailand lebte, als Hommage an seine Mailänder Werke und damit sich der Künstler auch wirklich zu Hause fühlt. Er befindet sich in der Casa degli Atellani – ein ganz bezauberndes Haus. Außer dem Mini-Weinberg könnt ihr auch einen reizenden Innenhof, Wohnräume und einen Garten besichtigen. [Update Oktober 2023: Bis auf Weiteres können Weinberg und Casa degli Atellani nicht mehr besichtigt werden. Ein Investor hat es gekauft und möchte daraus ein Hotel machen]
Ich beende meine heutige Tour in der Bar Magenta – die Bar meiner Jugendzeit ist. Als 20-Jährige habe ich hier, vor allem auf dem Platz vor der Tür viele, sehr viele Abende verbracht. Bei einem Aperol Spritz lass ich den Tag Revue passieren.
Coole Fotospots in Mailand
Außer dem oben erwähnten Cortile della Canonica de Sant’Ambrogio, eignen sich auch der Innenhof von Sant’ Ambrogio, der Garten und Innenhof im Casa degli Atellani (Achtung nur eine halbe Stunde Besichtigungszeit), der Piazza Santa Maria delle Grazie, die Innenhöfe der Università Cattolica del Sacro Cuore für Fotoshootings. Auch die Seitenstraßen bieten reizvolle Motive für Fotoshootings.
Wissenswertes für einen Tag rund um Sant’Ambrogio
Mercato Viale Papiniano
Der Markt findet dienstags von 8.00 bis 15.00 Uhr und samstags von 8.00 bis 18.00 Uhr statt.
Eine Übersicht mit allen Märkten in Mailand gibt es hier
Erreichbarkeit
Metropolitana MM2 (grüne Linie), Haltestelle S. Agostino
Tram 10, Haltestelle Viale Coni Zugna/Via Solari
Basilica di Sant’Ambrogio (auch Innenhof)
Besichtigungszeiten
Montag bis Samstag: Von 10.00 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18.00 Uhr,
Sonntag: Von 15.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt frei
Erreichbarkeit
Metropolitana MM2 (grüne Linie), Haltestelle S. Ambrogio
Bus 58, Haltestelle Via San/Vittore via de Togni
Bus 94, Haltestelle Carducci
Basilica di Santa Maria Grazie
Öffnungszeiten
Täglich 7.00 bis 12.00 Uhr und 15.00 bis 19.00 Uhr
Eintritt frei
Cenacolo
Besichtigungszeiten
Dienstag bis Sonntag von 8.15 bis 19.00 Uhr
Eintritt
15 Euro über die Website cenacolovinciano.org, unbedingt im Voraus buchen
Buch alternativ einfach eine Führung*
Erreichbarkeit
Metropolitana MM1 (rote Linie) und MM2 (grüne Linie), Haltestelle Cadorna
Tram 16, Haltestelle Corso Magenta/Santa Maria delle Grazie)
Bus 50, 58, Haltestelle Piazza Giovine Italia
Casa degli Atellani
Das Casa degli Atellani kann seit Oktober 2023 nicht mehr besucht werden.
Erreichbarkeit
Metropolitana MM1 (rote Linie) und MM2 (grüne Linie), Haltestelle Cadorna
Tram 16, Haltestelle Corso Magenta/Santa Maria delle Grazie)
Bus 50, 58, Haltestelle Piazza Giovine Italia
Canzone – Das Lied zum Beitrag
Als Lied zu diesem Beitrag habe ich „Sarà perchè ti amo“ der Popband Ricchi e Poveri ausgewählt. Weil ich Mailand liebe.❤️🤍
Die Fotos von mir hat Giovanna Galleno gemacht.
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