Italienisches Kopfkino. Ein Sommer auf Sardinien

Italienisches Kopfkino. Ein Sommer auf Sardinien

Kürzlich war ich noch mal in Italien. Nach meinem nicht ganz optimal verlaufenen zweimonatigem Mailand-Aufenthalt wollte ich noch ein positives Italien-Erlebnis in diesem Jahr haben. Und so war ich mit meiner Mailänder Freundin einige Tage in deren Ferienhaus auf Sardinien. Schon mal vorneweg: Der Sommer auf Sardinien war toll! Kopfkino inklusive.

Auf Instagram las ich neulich den Satz

Wechsle die Sprache und du wechselst deine Gedanken.

Für mich stimmt das absolut. Italienisch ist eine sehr lebendige Sprache, eine mit einem wunderschönen Klang. Für gewisse Formulierungen gibt es für mich einfach keine treffenden Übersetzungen.

Ein Sommer auf Sardinien

Wenn ich in den Zug steige, die italienische Grenze passiere und damit italienisch sprechende Reisende und Zugpersonal höre oder aus dem Flieger steige, denke und spreche ich nur noch in Italienisch. Ich versuche alles Deutsche auszublenden. In Mailand ist es mir nur bedingt gelungen, weil ich zu viel deutsche Ablenkung hatte.

Wenn ich in Italien bin, werde ich auch ein Stück weit zu einer anderen Person: entspannter, entschleunigter, offener, ruhiger. 

Italienisches Kopfkino. Ein Sommer auf Sardinien

Ausschließlich Italienisch

Jetzt auf Sardinien, bin ich umso tiefer ins Italienische eingetaucht. Ich war nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs, habe keine deutschen Medien genutzt. Dafür habe ich ein Buch auf Italienisch gelesen und ausschließlich Italienisch gehört und gesprochen. Im Gegensatz zu Mailand, wo ich alleine gewohnt habe, wohnte ich jetzt mit Italienerinnen und Italienern verschiedenen Alters zusammen. 

Italienisches Kopfkino. Ein Sommer auf Sardinien

Eines Morgens saß ich an einer Bushaltestelle. Ich hatte schon einiges Amüsantes erlebt. Beim Warten auf den Bus formten sich Textfragmente zunächst als Gedanken im Kopf, dann in den Notizen des Smartphones und schließlich als Text hier auf dem Blog. Es sprudelte einfach so aus mir heraus, obwohl ich als Leserschaft eine deutsch-sprechende im Kopf hatte … 

Bloginspirationen in Italienisch

Ein paar Tage später hatte ich noch eine weitere Inspiration für einen Blogbeitrag. Auch den habe ich geschrieben – auch den in Italienisch. Ich weiß nicht, wie es dir geht – ich übersetze sehr, sehr selten, sondern denke sofort in Italienisch.

Zurück in Frankfurt, wollte ich beide Texte ins Deutsche übersetzen. Bei dem einen hat es geklappt, bei dem anderen (Link zur ital. Version) aber überhaupt nicht. Das, was ich im Italienischen ausgedrückt hatte, hörte sich im Deutschen hölzern an. Eine eins-zu-eins-Übersetzung hat nicht funktioniert. Irgendwie war das Tempo, die Melodie weg. Der Text war ohne Seele, ohne Gefühl. Dafür ist jetzt dieser komplett neue Text entstanden. 

Italienisches Kopfkino. Ein Sommer auf Sardinien Italienisches Kopfkino. Ein Sommer auf Sardinien

Ein Sommer mit Italiener*innen

Wie eingangs schon erwähnt, war ich, wie im vergangenen Jahr, im Ferienhaus einer Freundin. Es war allerdings nicht nur sie da, sondern auch für einige Tage ihr Mann sowie ihr Sohn nebst zahlreichen Freunden. Volles Haus also. Meinen Italienisch-Kenntnissen kam das sehr zu Gute. Mitunter war es herausfordernd, mich inmitten von acht Italienerinnen und Italienern am Tisch in Gespräche einzuklinken. Möglicherweise  kennst du das: Italienerinnen und Italiener haben ein schnelles Tempo, und manchmal war ich nicht schnell genug, mich einzuklinken. Zu manchen Themen konnte ich mich auch einfach nicht äußern, weil ich zu wenig darüber wusste.  Auch durchs Zuhören habe ich dazugelernt und manch neue Redewendung aufgeschnappt. 

Auf der Rückreise versuchte ich so lange wie möglich, alles Deutsche auszublenden. In Frankfurt habe ich mich die ersten Tage isoliert, hing den Sardinieneindrücken nach. Denn ich wollte das Italienische so lange als möglich im Kopf konservieren. Für zwei Tage ist mir das auch gelungen. Spätestens am dritten hatte mich der deutsche Alltag und die deutsche Sprache dann wieder.

Kennst du das auch, dass du die Urlaubseindrücke inklusive Sprache so lange wie möglich konservieren möchtest? Wie machst du das?

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Kommentare

  1. Anita meint

    dann weißt du sicherlich auch die Qualität eines guten Übersetzers/einer guten Übersetzerin zu schätzen. Ist schon eine Kunst, die Melodie einer Sprache gut in eine andere zu transportieren.

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