Espresso, cappuccino, macchiato, doppio … Ich würde mal sagen, die Kaffeekultur in Italien ist ähnlich vielfältig wie die Wiener, nur wird sie ganz anders zelebriert. Ich mag sowohl das gemütlich und lange in einem Cafè (oder Zuhause) sitzen mit einer Zeitung und einem Milchkaffee, als auch die schnellere Variante der Italiener*innen.
Zu meinen Kaffeelieblingen gehören je nach Tageszeit und Stimmung: Cappuccino (aber nur am Vormittag), Espresso, wahlweise auch ein doppio – und seit ich bei Annette vom Blog „Lady of Style” davon gelesen habe, auch der caffè shakerato.
Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa dem eben erwähnten shakerato oder auch der affogato al caffè werden die Kaffees üblicherweise in dickwandigen Porzellan- oder Steinguttassen serviert.
Inhaltsverzeichnis
Welche Kaffeespezialitäten gibt es in Italien?
Caffè
Wenn du einen caffè bestellst, bekommst du einen Espresso. In Italien wird davon ausgegangen, dass es sich bei dem Kaffee, den du bestellst um einen Espresso handelt. Eine Art Voreinstellung, die keiner weiteren Klärung bedarf.
Caffè macchiato
Ein „gefleckter“ ist ein Espresso mit einem Klecks Milchschaum.
Cappuccino
Ein Cappuccino oder cappuccio wie er in Norditalien (und somit auch von mir) liebevoll genannt wird, besteht aus einem Espresso, der mit heißer Milch und Milchschaum aufgefüllt wird. Für meinen Geschmack könnte das Verhältnis von Espresso und Milch noch etwas angepasst werden: Mehr Espresso, etwas weniger Milch.
Die Muster ergeben sich aufgrund der flüssigen Konsistenz des Milchschaums die durch Bewegungen des Kännchens beim Eingießen des Milchschaums eine Vielzahl von braun-abgestuften Mustern erzeugen. Man nennt es auch latte arte.
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Cappuccino nur am Vormittag – zum Frühstück – getrunken wird. Dieses „Gesetz” ist etwas aufgeweicht. Mittlerweile kannst du auch die eine oder andere Italienerin (und Italiener) am Nachmittag einen Cappuccino trinken sehen. Du wirst sie allerdings NIE(!), unmittelbar nach dem Essen oder am Abend einen Cappuccio trinken sehen. Einen Cappuccio nach dem Essen zu trinken signalisiert „ich bin nicht satt geworden”.
Übrigens gibt es in Italien nur eine Tassengröße für Cappuccino und nicht wie bei uns teils drei verschiedene.
Latte macchiato
Darf sich die „gefleckte Milch” überhaupt Kaffeespezialität nennen? Sie besteht, wie der Name schon sagt, aus viel Milch und nur einem Klecks caffè. Ist nichts für mich – zu viel Milch und zu wenig Espresso. Die latte macchiato wurde übrigens erfunden, um Kinder ans Espresso trinken zu gewöhnen.
Caffè doppio
Wenn du in der Bar einen doppio bestellst, bekommst du einen doppelten Espresso.
Übrigens kannst du, wenn du besonders italophil erscheinen möchtest, immer nur die Kurzform bestellen: Un doppio, lungo, ristretto …
Caffè lungo
Bei einem „verlängertem Espresso” wird die doppelte Wassermenge verwendet, und er wird eigentlich nur zum Frühstück oder am Vormittag getrunken. Wie in Italien gefrühstückt wird, darüber habe ich im Artikel „Ein paar Gedanken zum Italienischen Frühstück” geschrieben.
Caffè americano
Der americano ist einem lungo ähnlich. Allerdings wird das zusätzliche Wasser erst nach dem Brühen in die Tasse geschüttet. Ich finde er schmeckt ein bisschen wie unser Aufgusskaffee.
Caffè ristretto
Der „geschrumpfte/der starke” ist das Gegenteil vom lungo, also ein mit weniger Wasser aufgebrühter Espresso.
Caffè corretto
Den espresso corretto bestellst du besser erst am Abend, denn er enthält hochprozentigen Alkohol, meistens einen Grappa.
Caffè shakerato
Nun kommen wir zu meinem liebsten und eingangs schon erwähnten caffè shakerato, vor allem in den heißen Sommermonaten. Hierfür wird Espresso mit Eiswürfel im Cocktailmixer zerkleinert und aufgeschäumt, eventuell mit Amaretto, Vanille-Aroma oder Grappa.
Ich mache ihn mir auch häufig zuhause. Hierfür bereite ich einen ristretto mit etwas Zucker zu und schüttle ihn mit zwei Eiswürfeln in einem kleinen Schraubglas (in Ermangelung eines Cocktailmixers) bis an der Oberfläche ein Schaum entsteht. Anschließend fülle ich ihn in ein Glas und genieße leise vor mich hinlächelnd …
Caffè in ghiaccio
Der „Espresso in Eis” ist eine Spezialität in Süditalien. Er wird in einem Trinkglas mit fünf bis sechs Eiswürfeln serviert. Zunächst wird der Kaffee in einer Kaffeetasse gezuckert und anschließend über das Eis geschüttet. Dadurch wird der Espresso schnell gekühlt, ohne dass er allzu stark verwässert wird.
Affogato al caffè
Das „im Kaffee ertrunkene” ist kein Kaffee im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein Dessert. Eine Kugel Vanilleeis wird in ein Glas gegeben und mit heißem Espresso übergossen. Die Eiskugel ertrinkt (affogare = ertrinken) im Espresso. Es gibt auch Varianten mit Haselnusseis, Kakaopulver, Sahne oder flüssiger Schokolade. Ich bleibe dem Klassiker affogato al caffè treu.
Caffè sospeso
Der „schwebende Kaffee” oder „aufgeschobene Kaffee” ist keine Spezialität, sondern ein, wie ich finde, schöner Usus in Neapel. Um die Wende zum 20. Jahrhundert etablierte sich in vielen Bars Neapels der Brauch, außer dem eigenen Espresso noch einen weiteren Espresso, den caffè sospeso, zu bezahlen. Dieser Kaffee wird vom Barista notiert und auf Nachfrage an eine*n Bedürftige*n ausgeschenkt.
Diese Tradition lebt vor allem in den Bars der neapolitanischen Altstadt bis heute fort.
Weiterlesen
Anleitung, um in Triest einen Kaffee zu bestellen
So wird in Italien gefrühstückt
Ursprünglich zum Frühstück: Die Focaccia (Mein Rezept)
Aperitivo italiano
Annette meint
Tolle Hintergrundinfo, Ulrike!
Aktuell bin ich dabei, weniger Milch im Kaffee zu trinken, daher verstehe ich genau, was Du auch sagst.
Ich finde den Caffè shakerato so lecker, wenn es heiß ist und viel besser als unseren Eiscafé!
Liebe Grüße,
Annette
Ulrike meint
Gerne, liebe Annette,
an der Aufnahme eines Caffès bist du ja auch nicht ganz unschuldig. 😉 Shakerato ist einfach nur zu lecker … Meine Alternative zu unserem Eiskaffee ist allerdings der affogato. Kann ich dir nur empfehlen.
Liebe Grüße
Ulrike