Sguardi – Blicke: Aus dem Inneren der Brera-Akademie

Ein Gespräch mit den Macherinnen der Ausstellung in der Frankfurter Westend Galerie

Sguardi – Blicke: Aus dem Inneren der Brera Akademie
Ausstellungsort: Westend Gallerie in Frankfurt

Vor anderthalb Jahren an einem regnerischen Februartag bin ich schon einmal zur Westend Galerie geradelt, um ein Interview mit Caroline Lüderssen und Barbara Thurau zu führen. Gesprochen haben wir über die Ausstellung „Kunst im Dialog: Kunstakademie Brera und Städelschule Frankfurt“. Die Eröffnung war für den August 2020 geplant, das Virus war noch weit weg, und die Macherinnen waren voller Tatendrang und guter Dinge. Doch wie wir wissen, kam dann alles ganz anders …

Sguardi – Blicke: Aus dem Inneren der Brera-Akademie

Jetzt – endlich – ein Jahr später scheint es aber zu klappen mit der Ausstellung, wenn auch in leicht modifizierter Form. Wie schon damals geplant, erhalten Studierende der renommierten Mailänder Kunstschmiede Accademia di Belle Arti di Brera (Akademie der Schönen Künste Brera, kurz: Accademia di Brera oder Brera) eine Plattform zur Präsentation ihrer Kunstwerke. Die Ausstellung ist ein Projekt der Brera mit zwei kooperierenden Galerien: der Mailänder Galerie Lorenzelli Arte und der Frankfurter Westend Galerie.

Bei unserem heutigen Gespräch bekomme ich eine ungefähre Vorstellung davon, was es heißt, in diesen Tagen eine Ausstellung zu planen – nichts ist sicher, und nichts ist planbar. Wie wird die Corona-Lage sein? Werden Studierende aus Mailand anreisen können? Kann eine Vernissage stattfinden? Puh, nicht so einfach … Die beiden Kuratorinnen waren für die komplette Organisation, Sponsorenfindung und Übersetzungen zuständig. Katalogtexte, die vom Italienischen ins Deutsche und deutsche Texte, die ins Italienische übersetzt werden mussten.

Zweisprachiger Katalog mit Beiträgen der Brera-Studierenden

Der zweisprachige Katalog dokumentiert das deutsch-italienische Projekt, wodurch die Studierenden gleichzeitig eine erste Referenz erhalten. Neben kritischen Texten enthält der Katalog Beiträge von Andrea B. Del Guercio über eine neue Sammlertätigkeit, von Raffaella Pulejo über die Ausbildung von Kuratorinnen und Kuratoren an der Brera sowie von Anett Göthe über die Globalisierung in der zeitgenössischen Kunst. Ein Text kommt von den deutschen Kuratorinnen, und natürlich gibt es ein Vorwort des Brera-Rektors Giovanni Iovane.

Komplettes Haus wird mit 32 Arbeiten bespielt

Die Mailänder Ausstellung ging Ende Juli sehr erfolgreich zu Ende. In der Frankfurter Westend Galerie werden wie in Mailand Arbeiten von 32 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Zu jeder Arbeit wird es einen kritischen Text geben, der von Studierenden des Studiengangs „Visual Cultures and Curating Practices“ an der Brera geschrieben wurde. Nicht die Dozenten beschreiben, erklären und bewerten, sondern junge angehende Kritiker und Kritikerinnen. Die Idee dazu kam von den drei Dozenten, die an der Brera lehren und das Projekt in Mailand leiten: Prof. Marco Casentini, Prof. Andrea B. Del Guercio und Prof. Dany Vescovi. Dieser didaktische Ansatz der Ausstellung war auch im vergangenen Jahr bereits so angedacht und wurde unverändert beibehalten.

Sguardi – Blicke: Aus dem Inneren der Brera-Akademie

Ausstellungseröffnung am Freitag, 3. September

Die Ausstellungseröffnung von „Sguardi – Blicke: Aus dem Inneren der Brera Akademie“ ist am Freitag, 3. September, und fällt auf den Saisonstart der „Frankfurter Galerien“, 3. bis 5. September. In der Woche davor könnte es noch ein bisschen hektisch werden, bis alles hängt und aufgebaut ist. Das komplette Haus wird bespielt – auch die Unterrichtsräume. Zur Erinnerung: Die Westend Galerie befindet sich im selben Haus wie die Deutsch-Italienische Vereinigung. Beide – Galerie und Vereinigung – sind untrennbar miteinander verbunden. Das heißt, wenn ich mir demnächst wieder meine wöchentliche Ration Italienisch abhole, bin ich von junger Kunst umgeben. 😉 Zur Ausstellungseröffnung werden die drei Dozenten auf jeden Fall kommen, wie viele der Studierenden kommen werden, ist noch offen.

Bunte Vielfalt an Kunstwerken

Gezeigt wird eine bunte Vielfalt an Arbeiten: Gemälde, Videos, Skulpturen, Zeichnungen, Installationen und Künstlerbücher, die in den Vitrinen der beiden Räume im Erdgeschoß zu sehen sein werden. Mittlerweile sind Caroline Lüderssen und Barbara Thurau dabei, die Arbeiten in den Räumlichkeiten auszustellen. Sie haben die Kunstwerke vorab nur auf Fotos gesehen. Die Inspiration kommt, wenn sie die Arbeiten sehen. Dann entscheiden sie, was wo hinpasst und was zusammenpasst.

Projekt der Städtepartnerschaft Mailand – Frankfurt

Die Ausstellung „Sguardi – Blicke: Aus dem Inneren der Brera Akademie“ war und ist ein Projekt der Städtepartnerschaft Mailand – Frankfurt, die 2020 50-jähriges Bestehen hatte. Deshalb steht die Ausstellung auch unter der Schirmherrschaft von Peter Feldmann, dem Oberbürgermeister Frankfurts, und dem italienischen Generalkonsul Andrea Esteban Samà. Letzterer wird auch bei der Eröffnung anwesend sein und ein Grußwort sprechen.

Und so viel sei auch schon mal verraten: Es wird nicht das letzte Frankfurt-Mailand-Projekt sein. Im Museum Giersch wird es eine größere Ausstellung mit der Brera Akademie geben, die neben Arbeiten von Studierenden und Dozenten auch Werke aus der hauseigenen Kunstsammlung umfassen soll – vielleicht ja zum 55. Geburtstag der Städtepartnerschaft Frankfurt-Mailand. Chissà!

Zusammengefasst

Vernissage: Freitag, 3. September, 18 bis 21 Uhr
Ausstellungsdauer: 4. September bis 22. Oktober 2021
Reguläre Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr, Donnerstag von 16 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Öffnungszeiten beim Saisonstart: Freitag, 3. September, 18 bis 21 Uhr; Samstag, 4. September, und Sonntag, 5. September, 11 bis 18 Uhr

Adresse: Frankfurter Westend Galerie, Arndtstraße 12, 60325 Frankfurt am Main

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Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf eine Veranstaltung am Sonntag, 5. September, von 13.30 bis 14.30 Uhr hinweisen: Im Rahmen der Frankfurt Art Experience sprechen Professorin Raffaella Pulejo und Professor Andrea B. Del Guercio, die an der Accademia di Brera zeitgenössische Kunstgeschichte lehren, mit der Kuratorin Juliane von Herz über Kuratieren und Kunstvermittlung in Deutschland und Italien. Wie funktioniert die Kunstvermittlung in Museen und Akademien? Wie gelangt junge Kunst aus dem akademischen Umfeld in die Öffentlichkeit? Welche Inhalte und Strategien bestimmen die Ausbildung von Kuratorinnen und Kuratoren?

Ort: Alte Sportarena, An der Hauptwache 1. Tickets gibt es über www.frankfurtexperience.art

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Buchtipp: Als ich einmal in den Canal Grande fielKunst im Dialog: Kunstakademie Brera und Städelschule Frankfurt
Petra Reski, Als ich einmal in den Canal Grande fiel. Meine Rezension zu diesem Buch.
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