So feiert Italien Weihnachten

Weihnachten in Italien
Mit Mozzarella und Zimt gefüllte Ravioli und Tomatensoße

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes italienisches Weihnachtsfest. Es ist zwar schon ein paar Jährchen her, und es war mit meiner Au-pair-Familie. In der Mailänder Wohnung erinnerte bis auf die Adventskalender der Kinder (mit Bildmotiven – nix Schoki oder andere Kleinigkeiten) und der aus Deutschland eingetroffen Plätzchendose meiner Mutter, nichts an Weihnachten. 

Wie wird in Italien Weihnachten gefeiert?

Die Feiertage verbrachten wir allerdings in ihrem Häuschen, das sie in einem kleinen Dorf in der Nähe Genuas hatten. San Lorenzo kannte ich schon von meiner Au-pair-Anfangszeit – und ich war kein großer Fan des Örtchens. Das war all das, was ich nicht wollte: Ab vom Schuss, kein pulsierendes Leben, nur die Familie und sonst keinerlei Abwechslung. Bis Genua waren es einige Kilometer, und die ligurische Stadt war nur mit einem Bummelzug zu erreichen. 

Nun gut, ich hatte mich für Weihnachten in Italien entschieden, dann eben im Bergdörfchen … Köfferchen und Geschenke eingepackt, und so fuhren wir von Mailand nach San Lorenzo. In Genua holten wir in einer Pasticceria nicht nur frisch gemachte Ravioli ab, sondern auch ganz köstliche Farinata. Das ist ein irre leckeres, ganz dünnes Brot aus Kichererbsenmehl. In der Konsistenz einem Pfannkuchen ähnlich. Außerhalb Genuas gibt es sie im Gegensatz zur über die Landesgrenzen hinaus bekannten Focaccia eher selten zu kaufen.

Weihnachtsvorbereitungen

Einen Weihnachtsbaum gab es nur im Garten – ein großer Tannenbaum, der erst kurz vor den Festtagen mit einer Lichterkette versehen wurde. In Italien wird das Weihnachtsfest ja am 25. gefeiert. Nachdem die Kinder am Abend des 24. im Bett waren – allerdings nicht ohne, dass ein Glas Milch für den „Babbo Natale“ in einem der Kinderzimmer hingestellt wurde. Schließlich musste sich der Weihnachtsmann stärken, wenn er in der Nacht vorbei kam und die Geschenke brachte. Und tatsächlich war das Glas auch am nächsten Morgen leer. 🙂

Nachdem die Kinder also im Bett, die Großeltern zur Messe gegangen waren, fingen wir mit den Vorbereitungen fürs Festessen und der Dekoration an. 

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die Frau des Hauses und ich aus allerlei Kartons und Schränken Dekomaterial und Geschirr hervorholten, um die lange Tafel sowie den Raum festlich zu schmücken. Wir plauderten und hatten unsere Freude daran. Später meinte Carla, sie hätten noch nie so einen schön geschmückten Tisch gehabt. In der Küche kümmerte sich der Herr des Hauses derweilen um eine leckere Soße für die Ravioli und andere Leckereien. 

Weihnachtsgerichte

Die Weihnachtsgerichte variieren stark in den unterschiedlichen Regionen. Als „Primo“ sind Ravioli, Culorgiones oder Lasagne ganz vorne mit dabei. Bei uns kamen Ravioli auf den Tisch. Diesen Brauch hab ich später mit nach Deutschland gebracht. In der Weihnachtszeit mache ich Weihnachtsravioli mit einer Mozzarella-Zimt-Füllung. Beim „Secondo“ sind von Fisch über Hase und Ente bis hin zu Aal beliebt. Beim Nachtisch sind sich von Süd bis Nord alle einig: Pannettone oder Pandoro, auch Torrone, Canestrelli sowie kandierte Früchte sind als „Dolci” typisch. Ich erinnere mich leider bis auf die Ravioli, nicht mehr, was es sonst beim „meinem“ ersten und einzigen Weihnachstfest in Italien alles zu essen gab.

Weihnachtsfest

Am nächsten Morgen gab‘s dann die Bescherung. Anstelle eines Christbaumes war eine größere Krippe aufgebaut, neben der auch die Geschenke lagen. Der „Babbo Natale“ hatte auch mich reichlich beschenkt. Großeltern, Eltern, Nachbarin – alle hatten sie auch für mich eine Kleinigkeit (und ich für sie). Am Schönsten fand ich allerdings Teil der Familie zu sein. Das war eine wundervolle Erfahrung. Nach der Bescherung gab es ein sehr ausgedehnte Festmahl. Ich bin sehr froh, dass ich mich damals entschieden hatte, Weihnachten in Italien zu verbringen. Ich empfinde allerdings Weihnachten in Deutschland stimmungsvoller, da es am Abend stattfindet. 

Da ich mit der Familie bis ins neue Jahr hinein in dem Dörfchen blieb, kam das meinen Italienisch-Kenntnissen sehr zu Gute, weil ich bis auf ein Telefonat mit meiner Mutter, kein Deutsch hörte und sprach. In San Lorenzo habe ich dann auch zum ersten Mal in Italienisch geträumt. Das empfand ich als einen Meilenstein im Erlernen der Sprache. 

Mittlerweile feiert die Familie in ihrem Mailänder Haus Weihnachten. Der  Weihnachtsbaum wird bereits um den 7. Dezember, zu  Sant‘Ambrogio, dem Stadtpatron Mailands, aufgestellt und das Haus weihnachtlich geschmückt.

Leser-Interaktionen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert