Staubt gar nicht im Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar

Staubt gar nicht im Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar
Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar

Während meines Geschichtsstudiums an der WWU Münster begegnete mir das Reichskammergericht, das oberste Gericht des Alten Reiches, wiederholt. Ein Besuch des Reichskammergerichtsmuseum in Wetzlar war also längst überfällig.

Informativ und abwechslungsreich

Wer glaubt, dass es sich hier um eine trockene, weil text- und zahlenlastige, Angelegenheit handelt, irrt. Die Ausstellung ist derart informativ, ansprechendund abwechslungsreich konzipiert, dass auch Nichthistoriker auf ihre Kosten kommen. Es handelt sich nicht nur um eine bloße Beschreibung des Kammergerichts, das von 1690 bis 1806 seinen Sitz in Wetzlar hatte. Es ist vielmehr die gelungene Kombination aus eines geschichtlichem Überblick zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und erkenntnisreicher Brückenschlägen zur Gegenwart und zum Kammergericht selbst.

Staubt gar nicht im Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar
Kammerrichter, Präsident und Assessoren Wetzlar

Kammerrichter, Präsident und Assessoren

Ein Video führt in die Ausstellung ein und trägt wesentlich zum Verständnis bei. Ein kostenloser Audioguide gibt Hinweise zu den Exponaten und Erklärungen zur geschichtlichen Einordnung. Mehrere kleinere, vielfältig bestückte Ausstellungsräume mit stuckverzierten Decken zeigen ein facettenreiches Bild des Kammergerichts. Die Exponate beschränken sich nicht nur auf Grafiken, Drucke, Büsten, Kupferstiche oder Prozessakten. Auch der Kleidung wird Platz eingeräumt. Kammerrichter, Präsident, Assessor – wer hat sich wie zu kleiden? Eine Antwort darauf geben die ausgestellte Amtstrachten und Drucke. Einen Hinweis, wie sich ein Praktikant zu kleiden hat, habe ich nicht entdeckt, wohl aber den Namen eines berühmten Frankfurter Bürgers: Johann Wolfgang von Goethe. Er war nämlich im Jahre 1772 hier als Praktikant tätig.

Kammergerichtsurteil im Reichskammergerichtsmuseum Wetzlar
Kammergerichtsurteil mit Siegel Karls V., Foto: Ulrike Schmid

Wem das Reichskammergerichtsmuseum alleine nicht reicht, dem seien noch das Lottehaus und das Jerusalemhaus empfohlen. Auch ein Streifzug durch die Altstadt mit seinen Fachwerkhäusern lohnt sich.

Tanja Praske hat auf Ihrem Blog Kultur – Museo – Talk nach einem Kulturtipp gefragt. Das hier ist mein Tipp.

Dieser Beitrag erschien zuerst als Kulturtipp am 14. September 2014 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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Comments

  1. Tanja Praske says

    Liebe Ulrike,

    ach wie schön, ich bin begeistert, dass du bei meiner Blogparade #KultTipp mitmachst – danke!

    Ein spannendes Museum stellst du vor, mei, wie facettenreich unsere Museumsslandschaft ist – dank der #KultTipps ist meiner Kenntnis darüber nun bereichert. Ich glaube, ich wäre nie darauf gekommen, mich nach einem Reichskammergerichtsmuseum zu erkunden. Was für ein sperriger Name. Dein Bericht macht Freude zu lesen und “staubig” ist da rein gar nichts dran.

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende! Bei mir wird es wohl sehr turbulent zugehen, denn mit dir sind es jetzt schon 56 Teilnehmer – ich bin baff!

    Herzlich,
    Tanja

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