
Da musste ich über 50 Jahre alt werden, bis ich von einem Getränk erfuhr, das den Namen meiner italienischen Heimatstadt im Namen trägt. Umso klarer: Der Mi-To musste probiert werden! Sein Name steht für Milano-Torino, die Herkunftsorte seiner beiden Hauptzutaten. Campari aus Milano (Mailand), Wermut aus Torino (Turin). Zusammen ergeben sie einen bittersüßen Klassiker, der tief in der italienischen Bargeschichte verwurzelt ist.
Die Geschichte des Mi-To
Der Mi-To ist mehr als nur ein Cocktail – er ist ein Stück italienischer Aperitif-Kultur mit Geschichte.
Die Erfolgsgeschichte des Cocktails beginnt im Jahr 1860 in der legendären Bar von Gaspare Campari. Ja, DEM Gaspare Campari. Barkeeper, Visionär, Pionier des bitteren Aperitifs.
Gaspare Campari wurde 1828 in Cassolnovo (Lombardei) geboren, als zehntes Kind eines Landwirts. Mit 14 Jahren begann er als Barkeeper in der Bass Bar in Castelnuovo und entwickelte bald seine eigenen Bitter-Kreationen.
Der entscheidende Moment kam 1860, als Campari eine kleine Bar in Novara (Piemont) kaufte. Dort tüftelte er an einem Rezept mit über 60 natürlichen Zutaten – Kräutern, Gewürzen, Zitrusschalen. Entstanden ist ein bitterer, roter Likör, der seinen Namen trägt und heute aus keiner italienischen Bar mehr wegzudenken ist.
Zwei Jahre später zog es ihn nach Mailand, wo er eine Bar gegenüber vom Mailänder Dom eröffnete. Fünf Jahre später folgte das legendäre Caffè Campari am Eingang zur Galleria Vittorio Emanuele. Genau dort wurde der Mi-To geboren.
Die Evolution des Klassikers
Gleiche Teile Campari, gleiche Teile Wermut. Serviert auf Eis, garniert mit einer Orangenscheibe. Simpel, aber genial. So genial, dass der Drink später eine neue Identität bekam: In den frühen 1900ern wurde er bei amerikanischen Touristen so beliebt, dass man ihn kurzerhand „Americano“ taufte – ergänzt um einen Schuss Sodawasser und einen Spritzer Zitrone. Und der Negroni Sbagliato? Letztlich nur eine Weiterentwicklung dieses ikonischen Duos.
Die Camparino-Bar: Ein Vermächtnis
Die legendäre und bis heute existierende Bar Camparino direkt am Eingang zur Galleria Vittorio Emanuele eröffnete Gaspares Sohn David 1915 als Hommage an seinen 1882 verstorbenen Vater.
Ich war bisher nur zweimal dort. In den 90ern als Au-pair konnte ich mir die Preise nicht leisten. Heute meide ich die locali storici (Historische Lokale, zu denen auch die Camparino Bar zählt) – und den Domplatz. Zu trubelig. Zum Glück arbeitet der Sohn der Mailänder Familie auch als Barkeeper. So bin ich immer an der Quelle zu einem guten Mi-To. 😉 Abgesehen davon, machen auch andere (Mailänder) Bars vorzügliche Mi-Tos. Der Sohn war es auch, der mir von diesem Stück italienischer Barkultur erzählte.
Rezept für den Mi-To
Zutaten
- – 3 cl Campari
- – 3 cl süßer Wermut (z. B. Martini Rosso)
- – Eiswürfel (nach Geschmack)
- – Eine Orangenscheibe zum Garnieren
Zubereitung
- 1. Campari und Wermut mit Eis verrühren.
- 2. In ein Glas mit Eiswürfel füllen.
- 3. Mit einer Orangenscheibe garnieren.
- 4. Mi-To genießen.
Ein Drink, der Geschichte atmet. Salute!
Mi-To, Negroni Sbagliato, Campari Spritz
Welchen (italienischen) Cocktail bevorzugst du? Hast du den Mi-To schon einmal probiert? Oder bist du eher Team Negroni Sbagliato? Trotz Milano im Titel bin ich Team Negroni Sbagliato. Ich freue mich über deine Meinung – und vielleicht einen kleinen Aperitif-Tipp aus deiner Lieblingsbar!
Falls du mehr über die italienische Aperitivo-Kultur erfahren möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel. Die Entstehung des Negroni Sbagliato und die Geschichte der berühmten Bar Basso habe ich in einem weiteren Artikel beleuchtet.
Canzone – Das Lied zum Beitrag
Für das perfekte Aperitivo-Feeling empfehle ich dazu den Song ‚Acqua azzurra, acqua chiara von Lucio Battisti – eine musikalische Begleitung, die die entspannte Eleganz eines guten Drinks einfängt.
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