Über meine Erfahrungen und Erlebnisse auf dem Franziskusweg von La Verna nach Assisi habe ich in diesem Artikel bereits berichtet. Heute nun möchte ich auf praktische Hilfestellungen eingehen: Etappenplanung, Ausrüstung, Unterkünfte, An- und Abreise.
Anreise und Etappenplanung
1. Wie kann man an- und abreisen? Wo geht es los?
Wo es los geht, hängt von dir ab: Wo willst du starten? Wie viele Kilometer willst du insgesamt laufen? Du kannst in Florenz beginnen, in La Verna, in Assisi oder in Rom.
An all diese Ausgangspunkte kommst du gut mit Zug und Bus. Ich bin von Frankfurt am Main angereist, mit Zwischenstopp in Mailand.
- Von Mailand nach Florenz mit dem Frecciarossa (Bitte rechtzeitig buchen – begrenzte Plätze. Je später du buchst, desto teurer wird es).
- Florenz nach Arezzo mit Regionalzug.
- Arezzo nach Bibbiena bzw. Rassina (mein Pilgerführer und auch Google Maps empfahlen mir Bibbiena, ich fand Rassina allerdings die bessere Option und bin dort umgestiegen).
- Bibbiena bzw. Rassina nach Chiusi della Verna (oder La Verna) mit dem Bus.
2. Wie viele Etappen sollte ich für den Franziskusweg einplanen?
Auch hier: Es kommt darauf an. Wie viele Tage stehen dir zum Pilgern zur Verfügung? Wie viele Kilometer willst du machen? Wo willst du ankommen?
Ich wollte gerne in Assisi ankommen, und meine Anreise sollte möglichst kurz sein. Deshalb entschied ich mich für die Nordroute.
Der Weg ist insgesamt rund 600 Kilometer lang. Die Website viadisanfrancesco.it/de schlägt für die Nordroute 10 Etappen, für die Südroute (Assisi – Rom) 19 Etappen vor.
3. Wie lang sind die Etappen idealerweise?
Die Länge hängt von deiner persönlichen Fitness ab: Bei mir lagen die Etappen zwischen 16 und maximal 22 Kilometern. Andere Pilger*innen sind bis zu 30 Kilometer gelaufen – das wäre mir zu viel gewesen. Wie fordernd eine Etappe sein kann, habe ich an einem sehr heißen Tag selbst erfahren – mehr dazu in meinem Erfahrungsartikel.
4. Wie anspruchsvoll sind die Höhenmeter?
Ich habe keine Vergleiche. Deshalb würde ich sagen, dass es von der individuellen Kondition abhängt. Die Etappen sind allerdings ein ständiges Auf und Ab. Lange Strecken sind unbeschattet, einige führen längere Zeit über Teerstraßen.
Nach der Anreise und Etappenplanung geht es nun zur praktischen Ausstattung und digitalen Unterstützung auf dem Weg.
Ausrüstung und Apps
5. Wie gut ist die Ausschilderung?
Ich finde sie gut. Ich muss allerdings einschränkend sagen, dass ich mich auf „meine Etappenplanung“ verlassen habe. Im Vorfeld hatte ich mir von der Seite viadisanfrancesco.it alle Etappen heruntergeladen und bei Komoot auf meine Bedürfnisse angepasst (Länge und Unterkünfte). Wenn du ein Komoot-Konto hast, kannst du dir meine Etappen ansehen. Ich habe sie auf öffentlich gestellt.
6. Was sollte ich unbedingt an Ausrüstung dabei haben?
Grundsätzlich gilt: So wenig Gepäck wie möglich – Ich habe es nicht ganz geschafft. 🙂 Ich gönnte mir den Luxus von Sandalen und einem Bikini. 🙂 Dennoch kam ich mit den 7 bis 8 Kilogramm gut zurecht.

Unbedingt dabei haben solltest du: Eingelaufene Wanderschuhe, bequemen Rucksack, Stöcke, Leukoplast, Sonnenschutz, Trinkflasche(n), Taschenmesser, Nadel und Faden (für Blasen an den Füßen: Zieh die eingefädelte Nadel durch die Blase; so kann das Wasser durch den Faden ablaufen und die Haut bleibt geschlossen. Die Nadel nimmst du natürlich wieder raus. 🙂
7. Welche Apps und Karten empfiehlst du?
Ich empfehle diese Apps:
- Komoot für die Etappenplanung
- Trenitalia (und DB/ÖBB/SB) für die An- und Abreise
- Google Maps, die in Italien sehr gut funktioniert, für die Reiseplanung hinsichtlich Abfahrten, Ankünfte, Verkehrsmittel
- Flora Incognita zur Pflanzenerkennung
- Leo zum Übersetzen
- Water Nearby, eine App, die anzeigt, wo sich die nächste öffentliche Trinkwasserstelle – die „Fontanella“ – befindet (funktioniert nur in Ortschaften)
8. Sind viele Menschen unterwegs?
Als ich unterwegs war – Ende Mai/Anfang Juni – waren wenig Menschen unterwegs. Oft war ich über längere Strecken komplett allein, sofern ich nicht schon morgens mit einer Gruppe losgelaufen bin. Es gab auch Momente, in denen ich mich über zufällige Begegnungen besonders gefreut habe. Etwa Evi und Rita oder Marissa zu treffen (mehr dazu im Abschnitt Begegnungen: gemeinsam unterwegs – und wieder allein im Erfahrungsbericht).
Haptische Karten hatte ich nicht dabei. Habe mich voll und ganz auf Komoot (und die Beschilderung) verlassen.
Unterkünfte und Verpflegung
9. Wo bist du untergekommen? Wie hast du die Unterkünfte gefunden?
Ich war in Klöstern, Agriturismi, Hotels und in einem Rifugio – eine Art Schutzhütte. Gefunden habe ich sie im Pilgerführer, bei Google Maps und bei Booking.com.
10. Hast du die Unterkünfte vorab gebucht?
Ja, ich habe die Unterkünfte etwa zwei bis drei Tage vorher gebucht. Ich wollte auf Nummer sicher gehen – zumal es auch nicht allzu viele Unterkünfte entlang des Weges gibt. Schon bei der Planung meiner Etappen habe ich mögliche Unterkünfte mitgedacht.
11. Wie hoch sind die Kosten für die Übernachtungen? Gibt es Pilgerherbergen?
Ja, es gibt auch Pilgerherbergen. Mich haben allerdings die dortigen Schlafsäle abgeschreckt. Deshalb habe ich, wie oben erwähnt, andere Unterkünfte gewählt. Die Kosten variierten zwischen 20 und 50 € je nach Unterkunft.
12. Gibt es Versorgung (Lebensmittel, Wasser, Bars) unterwegs?
Ja, gibt es. Ich empfehle, morgens im Ort auf jeden Fall die Wasserflaschen zu füllen. Dafür kannst du problemlos eine der öffentlichen Trinkbrunnen nutzen. Ich hatte sicherheitshalber noch Tabletten zur Wasserdesinfektion dabei. Auch unterwegs gibt es Wasserstellen („Fontanelle“) mit Trinkwasser. Ich habe mir morgens immer einen Liter Hagebuttentee gemacht und einen Liter Wasser noch so mitgenommen. Zwischendurch habe ich dann an den Wasserstellen den Hagebuttentee mit frischem, kaltem (!) Wasser aufgefüllt.
In den Orten und Städten gibt es auch Lebensmittelgeschäfte, Panifici (Bäckereien) und Supermärkte. Denk dran, dass die kleinen Geschäfte eine längere Mittagspause machen.
Das Gute in Italien ist ja, dass es in jedem noch so kleinen Dorf eine Bar gibt. Viele öffnen auch schon um 7 Uhr – ich sag’s fürs Frühstück
Planung und Hintergrundwissen
13. Ist der Franziskusweg die einzige Pilgerroute in Italien?
Nein, es gibt noch zwei weitere Pilgerwege:
- Die Via Francigena, die alte „Frankenstraße“, die von Norditalien nach Rom führt.
- Den Benediktweg (Cammino di San Benedetto), der vom Geburtsort des Heiligen Benedikt in Norcia (Umbrien) über das Kloster Subiaco östlich von Rom bis zum Kloster Montecassino – dem historischen Zentrum des Benediktinerordens – führt
14. Frühling, Sommer oder Herbst – wann pilgern?
Ich war Ende Mai/Anfang Juni unterwegs. Ich fand die Jahreszeit gut gewählt, weil alles wunderbar blühte (und die Regenzeit vorbei war). Später würde ich nicht mehr losziehen, weil’s zu heiß wird. Schon bei mir waren es teilweise 30 Grad – morgens um 10 Uhr. Ich denke, ab Mitte September ist dann wieder eine gute Zeit.
15. Wo gibt es den Pilgerpass? Warum überhaupt einen Pilgerpass?
Ich habe den Credenziale – so heißt der Pilgerpass auf Italienisch – vorab gegen eine Spende beim Pilgerpassbüro der PiccolAccoglienza der Diözese Gubbio bestellt.
Ich finde den Credenziale eine schöne Erinnerung. Zumal man auch nur unter Vorlage des Pilgerpasses die Urkunde erhält. Für mich war die Überreichung ein emotionaler Moment und schöner Abschluss, wie ich auch schon im Erfahrungsbericht beschrieben habe.
Der Pilgerpass hat aber auch einen finanziellen Vorteil: damit erhältst du in manchen Hotels und Restaurants ermäßigte Preise
16. Hattest du einen Pilger-/Wanderreiseführer dabei? Welchen empfiehlst du?
Ich hatte das Buch „Italien: Franziskusweg von Florenz nach Rom“ von Martin Simon aus der Reihe Outdoor Pilgerführer, Band 186, erschienen im Conrad-Stein-Verlag dabei. Ich fand das Buch sehr hilfreich hinsichtlich Vorbereitung, Unterkünften und Tipps für Sehenswertes entlang des Wegs.
17. Die drei wichtigsten Vokabeln für die Pilgerwanderung in Italienisch?
- Pellegrina/pellegrino = Pilgerin/Pilger
- Credenziale = Pilgerpass
- Timbro = Stempel
- Testimonium = Pilgerurkunde
Alle weiteren Vokabeln findest du im Pilgerführer, bei Leo, Pons oder Deepl für komplexe Formulierungen.
Was ich beim nächsten Mal anders machen würde?
Wenig. Wie schon im Erfahrungsbericht angedeutet, würde ich besser recherchieren, ob es nicht auch Pilgerunterkünfte mit Einzel- oder Zweibettzimmern gibt. Beim Gepäck würde ich nur minimal reduzieren – statt Regenhose und -jacke würde ich beim nächsten Mal einen Regenponcho mitnehmen.
Was ich mir auf jeden Fall für die nächste Wandertour anschaffen werde: eine Hüfttasche mit Flaschenhalterung. Ich fand es sehr umständlich, jedes Mal den Rucksack abnehmen zu müssen, wenn ich etwas trinken wollte. Auch für die abendlichen Rundgänge durch die Orte wäre sie praktisch gewesen – all mein Hab und Gut passte einfach nicht in die Rocktaschen. Irgendwann schlenderte ich dann mit einer kleinen Plastiktüte durch die Gassen. 😉
Soweit meine Antworten. Hast du noch weitere Fragen? Dann stelle sie mir gerne in den Kommentaren. Ich nehme sie dann auch hier auf.
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