Ende vergangenen Jahres habe ich das Projekt „Orchestrasfan” begonnen. Dabei geht es darum, meiner Begeisterung für Orchester Ausdruck zu verleihen und ihr eine virtuelle Heimat zu geben. Mittlerweile weiß ich, Fan sein macht Spaß, ist aber zeitaufwändig.
„Ein Fan ist ein Mensch, der längerfristig eine leidenschaftliche Beziehung zu einem für ihn externen, öffentlichen, entweder personalen, kollektiven, gegenständlichen oder abstrakten Fanobjekt hat und in die emotionale Beziehung zu diesem Objekt Ressourcen wie Zeit und/oder Geld investiert.”
Als Beispiele werden Fans von Sportarten, Musikbands oder Künstlern genannt. Museen oder Orchester tauchen in dem Zusammenhang nicht auf. Dennoch scheine ich damit am Puls der Zeit zu sein. Das KM Magazin wird in der Februar-Ausgabe diesem Thema nachgehen und sucht derzeit die schönsten Fanfotos.
„ein überzeugter Fan und loyaler Kunde der Marke. Er verfügt aber in der Regel über ein wesentlich kleineres Netzwerk als der Influencer und empfiehlt ein Produkt aus reiner Überzeugung”.
Genau so sehe ich mich. Wobei ich als Ulrike Schmid prinzipiell Fürsprecherin aller Kultureinrichtungen bin und zu diesem Zweck meinen Einfluss als Influencer nutze. Als Orchestrasfan blogge und twittere ich hingegen in erster Linie übers hr-Sinfonieorchester (und andere Orchester) und schreibe sehr subjektiv und auch schon mal in Superlativen als überzeugter Fan und Brand Advocate.
Screenshot Blog Orchestrasfan
Fan sein macht Spaß, ist aber zeitaufwändig – Orchestrasfan
Entstanden ist die Idee im Kontext des Kultur-Tweetup KultUp beim hr-Sinfonieorchester. Da es mit dem Moderator Christoph Werkhausen alias Orchestrasvoice eine „twitternde Orchesterstimme” gibt, muss es auch einen Orchesterfan geben, so mein Gedanke. Meiner Begeisterung für klassische Musik, sinfonische Werke mit großer Besetzung, Orchester allgemein und insbesondere für das hr-Sinfonieorchester wollte ich Ausdruck verleihen und andere mit meiner Begeisterung anstecken. Am Anfang stand die Idee, Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Denn was mich interessiert, möchten vielleicht auch andere wissen. Und auf diese Art könnte doch ein größerer Kreis von Interessierten noch mehr über klassische Musik und die Arbeit des hr-Sinfonieorchesters erfahren.
Orchestrasvoice gefiel die Idee und so entstand die Reihe „Das etwas andere Interview – Orchestrasfan fragt Orchestrasvoice”. In diesen Interviews stelle ich am 1. Samstag im Monat dem Moderator der Sendung „Treffpunkt hr-Sinfonieorchester” (samstags von 9.05 bis 11.30 auf hr2-kultur) Fragen zum Orchester aber auch zur klassischen Musik. Die Audiobeiträge stehen anschließend sowohl auf der Website des Hessischen Rundfunks als auch auf dem Blog Orchestrasfan zum Nachhören bereit.
Da die Interviews einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, müssen sie auch über andere Kanäle verbreitet werden. Welche Kanäle könnten sich da für mich als Twitter-Liebhaberin besser eignen als ein entsprechender Twitter-Account sowie ein eigenes Blog. Dient ersterer dazu, Infos zu verbreiten und mich ungezwungen mit anderen auszutauschen, ist das Blog die Basis, wo alle Fäden zusammenlaufen. Das Blog bietet die Möglichkeit, sowohl über Konzerterfahrungen als auch über alle möglichen anderen Themen, die mir zur klassischen Musik in den Sinn kommen, zu schreiben. Mein Anspruch ist es nicht, musiktheoretische Abhandlungen oder Musikkritiken zu schreiben, sondern meine Beobachtungen als Musikliebhaberin aus Laiensicht wiederzugeben.
Glücklicherweise ist die Sendung Treffpunkt hr-Sinfonieorchester ein Füllhorn an hörenswerten Interviews und Gesprächen mit den Orchestermusikern selbst, zu ihren Instrumenten und Aufgaben im Orchester und zum Geschehen hinter den Kulissen. Diese Audiobeiträge bereite ich im Blog auf und verbreite sich auch bei Twitter.
Fanbetreuung
Durch meine Begeisterung für klassische Musik will ich andere anstecken und Menschen erreichen, die sich bis dato noch nicht für klassische Musik interessiert haben oder die sich dadurch wieder mehr für sie interessieren. Ganz nebenbei lerne ich durch die Vorbereitung der Interviewfragen und der intensiveren Beschäftigung mit klassischer Musik kontinuierlich dazu und bereichere mein Leben.
Jan Pötzscher schrieb in seinem Beitrag
„Ihn [den Brand Advocate] zu verlieren bedeutet den Super-Gau, ihn zu gewinnen einen absoluten Glücksgriff. Denn seine Überzeugung muss man nicht erkaufen, sie ist bereits vorhanden und authentisch.”
Für mich heißt das aber auch, dass eine Kultureinrichtung, will sie einen Brand Advocate an sich binden, alles dran setzten muss, sie/ihn bei Laune zu halten und entsprechend zu unterstützen.
Wenn man, so wie ich, diese Unterstützung seitens des Orchesters erfährt, macht das Fan sein natürlich doppelt Spaß. Ich bin nicht nur im Presseverteiler, sondern werde auch sonst mit diversen Infos und Fotos versorgt. Ein Super-Gau ist so erst mal ausgeschlossen.
Ich kenne zwar viele Influencer, die sich als Fürsprecher von Kultureinrichtungen engagieren, Fans oder Brand Advocates, die sich für ein Museum, ein Orchester oder Theater authentisch einsetzen und als Botschafter auftreten sind mir dagegen nicht geläufig.
Doch was kann einer Kultureinrichtung eigentlich Besseres passieren?
Es ist schön zu sehen, dass mein Beitrag auch hier aufgenommen wird – vielen Dank dafür.
Sie verkörpern sozusagen beide Parteien, den Influencer, welcher verbreitet und die nötige Reichweite erzeugt und den Brand Advocate, der dies auch mit einer inneren Überzeugung und Verbundenheit zum Thema macht.
Somit müsste man für ihre “Spezies” (ist nicht despektierlich gemeint) wohl noch einen neuen dritten Begriff definieren 🙂
Hallo Jan,
war ja auch eine super Vorlage von dir.
Ja, im Prinzip verkörpere ich beides. Allerdings “muss” Orchestrasfan weitestgehend ohne Ulrike Schmid auskommen. Ich versuche beide Auftritte zu trennen, um Berufliches und Privates auseinander zu halten. Insofern bin ich als Orchestrasfan dann doch “nur” diejenige mit (noch) kleiner Gefolgschaft und riesengroßer Begeisterung.
Vielleicht fällt dir ja noch ein Begriff zu meiner Spezies ein 😉
Viele Grüße
Ulrike
Jan Pötzscher schreibt richtigerweise, dass Du eigentlich sowohl Influencer als auch Brand Advocate bist. Das wünschen sich natürlich viele, die Frage ist aber, wie findet eine Kultureinrichtung so jemanden? Und wie viele gibt es davon? Ich glaube, dadurch dass Du beides bist, hast Du auch die Ressourcen. Deine Aktivitäten als Fan sind so nahe an Deinem eigentlich Job, dass das Auswirkungen auf Deine Reputation und damit Deinen Job haben kann.
Das finde ich auch so in Ordnung, denn wenn Du Fan von etwas wärst, was mit Deiner beruflichen Tätigkeit gar nichts zu tun hätte, würde das mit den Zeitreserven vermutlich anders aussehen.
Und noch etwas: Du schreibst, dass Dir kein Brand Advocate für eine Kultureinrichtung bekannt ist. Du warst das selbst einmal bei der Kronberg Akademie. 🙂 Auch Sebastian war einer… Ich denke, es gibt einige, die aber als Markenbotschafter Geld dafür bekommen haben. Aber das ist für einen Markenbotschafter nicht ungewöhnlich und auch nicht verwerflich. Oder hast Du Deine Begeisterung für klassische Musik immer draußen abgelegt, wenn es um die Kronberg Akademie ging? 😉
@Christian Das was du positiv darstellst, meine Nähe von Brand Advocate und Beruf, kann mir genauso gut negativ ausgelegt werden. Deshalb habe ich auch erst jetzt nach zwei Monaten hier was zu Orchestrasfan geschrieben. Wie ich oben erwähnt habe, bin ich Fürsprecherin aller Kultureinrichtungen und nutze meinen Einfluss als Influencer in deren Sinne.
Fan oder Brand Advocate zu sein, geht für mich einen Schritt weiter. Bei Fan hab ich tatsächlich den Fußballfan eines Vereins vor Augen. Ich nenne mich ja auch bewusst Fan, weil es mir die Freiheit lässt offener, spielerischer und ungezwungener zu kommunizieren (twittern). Ich setzte mich viel intensiver mit dem Orchester auseinander (ich lerne tatsächlich die Namen aller MusikerInnen auswendig). Als Fürsprecherin und Dienstleisterin schreibe ich viel wohlüberlegter, “ernster” und habe immer die Kultureinrichtung im Hinterkopf.
Ja klar, die Gefahr besteht und es ist vermutlich auch leicht, Dir das vorzuwerfen, denn eindeutige Grenzen gibt es nicht. Aber in meinen Augen ist das im Kunst- und Kulturbereich zumindest derzeit kein Problem, denn was will man jemandem vorwerfen? Die Kultureinrichtungen machen weder den Influencer noch den Brand Advocate reich und warum sollte man es Dir verübeln, selbst daraus einen Nutzen zu ziehen?
Mir ging es ja auch viel mehr darum, den Influencer etwas zu entmystifizieren und die Kultureinrichtungen dazu zu bringen, auch die kleinen Blogs zu berücksichtigen. da gibt es mittlerweile nämlich jede Menge. Und wenn dann noch dem einen oder anderen ein Licht aufgeht, was die Relevanz von Klout und ähnlichen Tools angeht, dann ist doch schon viel gewonnen. 😉
Da gibt es bestimmt welche, auf die ich öffentlich nicht eingehen will.
Volle Zustimmung beim zweiten Absatz 😉
Deine Thema “Brand Advocates und Tweetups” bietet Stoff für einen extra Blogbeitrag …
Jan Pötzscher says
Es ist schön zu sehen, dass mein Beitrag auch hier aufgenommen wird – vielen Dank dafür.
Sie verkörpern sozusagen beide Parteien, den Influencer, welcher verbreitet und die nötige Reichweite erzeugt und den Brand Advocate, der dies auch mit einer inneren Überzeugung und Verbundenheit zum Thema macht.
Somit müsste man für ihre “Spezies” (ist nicht despektierlich gemeint) wohl noch einen neuen dritten Begriff definieren 🙂
Viele Grüße
Jan Pötzscher
Ulrike Schmid says
Hallo Jan,
war ja auch eine super Vorlage von dir.
Ja, im Prinzip verkörpere ich beides. Allerdings “muss” Orchestrasfan weitestgehend ohne Ulrike Schmid auskommen. Ich versuche beide Auftritte zu trennen, um Berufliches und Privates auseinander zu halten. Insofern bin ich als Orchestrasfan dann doch “nur” diejenige mit (noch) kleiner Gefolgschaft und riesengroßer Begeisterung.
Vielleicht fällt dir ja noch ein Begriff zu meiner Spezies ein 😉
Viele Grüße
Ulrike
Christian Henner-Fehr says
Jan Pötzscher schreibt richtigerweise, dass Du eigentlich sowohl Influencer als auch Brand Advocate bist. Das wünschen sich natürlich viele, die Frage ist aber, wie findet eine Kultureinrichtung so jemanden? Und wie viele gibt es davon? Ich glaube, dadurch dass Du beides bist, hast Du auch die Ressourcen. Deine Aktivitäten als Fan sind so nahe an Deinem eigentlich Job, dass das Auswirkungen auf Deine Reputation und damit Deinen Job haben kann.
Das finde ich auch so in Ordnung, denn wenn Du Fan von etwas wärst, was mit Deiner beruflichen Tätigkeit gar nichts zu tun hätte, würde das mit den Zeitreserven vermutlich anders aussehen.
Und noch etwas: Du schreibst, dass Dir kein Brand Advocate für eine Kultureinrichtung bekannt ist. Du warst das selbst einmal bei der Kronberg Akademie. 🙂 Auch Sebastian war einer… Ich denke, es gibt einige, die aber als Markenbotschafter Geld dafür bekommen haben. Aber das ist für einen Markenbotschafter nicht ungewöhnlich und auch nicht verwerflich. Oder hast Du Deine Begeisterung für klassische Musik immer draußen abgelegt, wenn es um die Kronberg Akademie ging? 😉
Jan Pötzscher says
ich werde mal in Ruhe darüber nachdenken, liebe Ulrike 🙂
Ulrike Schmid says
@Christian Das was du positiv darstellst, meine Nähe von Brand Advocate und Beruf, kann mir genauso gut negativ ausgelegt werden. Deshalb habe ich auch erst jetzt nach zwei Monaten hier was zu Orchestrasfan geschrieben. Wie ich oben erwähnt habe, bin ich Fürsprecherin aller Kultureinrichtungen und nutze meinen Einfluss als Influencer in deren Sinne.
Fan oder Brand Advocate zu sein, geht für mich einen Schritt weiter. Bei Fan hab ich tatsächlich den Fußballfan eines Vereins vor Augen. Ich nenne mich ja auch bewusst Fan, weil es mir die Freiheit lässt offener, spielerischer und ungezwungener zu kommunizieren (twittern). Ich setzte mich viel intensiver mit dem Orchester auseinander (ich lerne tatsächlich die Namen aller MusikerInnen auswendig). Als Fürsprecherin und Dienstleisterin schreibe ich viel wohlüberlegter, “ernster” und habe immer die Kultureinrichtung im Hinterkopf.
Ulrike Schmid says
mach das lieber Jan und teile mir bitte deinen Vorschlag mit:-)
Christian Henner-Fehr says
Ja klar, die Gefahr besteht und es ist vermutlich auch leicht, Dir das vorzuwerfen, denn eindeutige Grenzen gibt es nicht. Aber in meinen Augen ist das im Kunst- und Kulturbereich zumindest derzeit kein Problem, denn was will man jemandem vorwerfen? Die Kultureinrichtungen machen weder den Influencer noch den Brand Advocate reich und warum sollte man es Dir verübeln, selbst daraus einen Nutzen zu ziehen?
Mir ging es ja auch viel mehr darum, den Influencer etwas zu entmystifizieren und die Kultureinrichtungen dazu zu bringen, auch die kleinen Blogs zu berücksichtigen. da gibt es mittlerweile nämlich jede Menge. Und wenn dann noch dem einen oder anderen ein Licht aufgeht, was die Relevanz von Klout und ähnlichen Tools angeht, dann ist doch schon viel gewonnen. 😉
Ulrike Schmid says
Da gibt es bestimmt welche, auf die ich öffentlich nicht eingehen will.
Volle Zustimmung beim zweiten Absatz 😉
Deine Thema “Brand Advocates und Tweetups” bietet Stoff für einen extra Blogbeitrag …
Christian Henner-Fehr says
like it 🙂