Ein musikalisches Pasticcio

Ein musikalisches Pasticcio
Alte Oper Frankfurt

Als ich mein Blog „pasticcio“ genannt habe, hatte ich den „pasticcio“ der italienischen Küche im Hinterkopf. Es gibt allerdings auch ein musikalisches Pasticcio – in der klassischen Musik. Ich meine damit nicht die Programme, wo Werke verschiedener Komponisten ohne erkennbaren Zusammenhang aneinander gereiht gespielt werden.

Musikalisches Pasticcio

Als Pasticcio wird eine Oper oder kirchenmusikalische Komposition bezeichnet. Dabei werden Teile bereits existierender Werke aus verschiedenen Werken eines oder verschiedener Komponisten zu einem neuen Musikstück zusammengestellt werden.

Beweggründe

Die Blütezeit der Pasticci war in den Jahren zwischen 1720 und 1750. Die Entstehung – und schon sind wir wieder in Italien – ist auf das Streben des öffentlichen und profitorientierten Opernbetriebes in Venedig und Italien seit den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts zurückzuführen. Dem Publikum sollten nämlich viele „berühmte“ Arien in konzentrierter Form dargeboten werden.

Eine andere beliebte Praxis war, dass Sänger*innen ihre erfolgreichen Arien in bestehende Produktion einbauten. Ebenso wurden Arien, die Sänger*innen nicht lagen, einfach durch andere ausgetauscht.

An Provinzbühnen wurden häufig Pasticci aufgeführt, um dem Publikum einen Querschnitt aus den neuesten Werken berühmter Komponisten zu bieten. Als Textgrundlage für ein Pasticcio wurde ein vorhandenes Libretto entsprechend umgeschrieben. Alternativ kreierte der Hauslibrettist eine neue Handlung um die Arien herum.

Es war aber auch durchaus üblich, dass ein Komponist selbst Teile aus eigenen älteren Werken zu einem neuen zusammenführte.

Beispiele von Pasticci gefällig?

„Giove in Argo“ (Jupiter in Argos) von Georg Friedrich Händel oder „Eduardo e Christina“ von Gioachino Rossini sind Opernpasticci, in denen die Komponisten ältere Werke zu einem neuen zusammenfügten.

Im 19. Jahrhundert kamen Pasticcio aufgrund einer neuen Auffassung des musikalischen „Werkes“ mit Akzent auf Originalität zunehmend aus der Mode.

 

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