I T A L I E N. Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse 2024. Das Ereignis muss auf meinem Blog gefeiert werden. Um diesen Anlass hier gebührend zu zelebrieren, werde ich in den nächsten Wochen bis zum Beginn der Buchmesse alle paar Wochen ein Kurzinterview veröffentlichen. Mit Italienerinnen, Kulturmanagerinnen, einer Italienliebhaberin, Buchhändlerin, Journalistin … Die Klammer: ihre Liebe zu Büchern und Italien.

Als ich um 2004 nach Frankfurt kam und einen italienischen Anlaufpunkt suchte, fand ich ihn in der Deutsch-Italienischen Vereinigung (DIV). Caroline war damals schon in der DIV aktiv, seit 2016 leitet sie die italienische Institution ehrenamtlich. Sie ist leitende Redakteurin der Zeitschrift Italienisch – die erste wissenschaftliche Zeitschrift in Deutschland, die sich ausschließlich mit italienischer Sprache und Literatur befasst. Außerdem ist sie auch noch Privatdozentin an der Goethe-Universität Frankfurt. Ganz schön umtriebig.
Anfangs besuchte ich nur einen Konversationskurs, um im Italienischen drin zu bleiben. Bald nahm ich auch das kulturelle DIV-Angebot wahr: Gesellschaftspolitische und literarische Vorträge, Lesungen, musikalisches Programm, eigene Kunstausstellungen, Besuch von Kunstausstellungen. Beim kulturellen Angebot lernte ich Caroline dann näher kennen und schätzen.
Caroline bzw. die DIV bei Instagram und Facebook.
Ehrengast Italien bei der Frankfurter Buchmesse:
Interview mit Dr. Caroline Lüderssen
Welche drei (italienische) Bücher würdest du mit auf eine Insel nehmen?
Die „Canti“ und die „Operette morali“ von Giacomo Leopardi, und „Il castello dei destini incrociati“ von Italo Calvino.
Digitales Lesen oder physisches Buch in der Hand?
Auf jeden Fall das Buch in der Hand! Im Sitzen, im Liegen, am Strand, auf der Wiese, auf dem Sofa, Notizen machen, vor- und zurückblättern, Seite für Seite den Druck, die Buchstaben, das Papier wahrnehmen, die Seiten umblättern …. am Ende zufrieden und auch traurig sein, wenn die letzte Seite gelesen und das Buch zugeklappt ist.
Bücherregal oder öffentlicher Bücherschrank?
Je nachdem: Wenn ich ein Buch „bewohne“ und deshalb mehrmals lese, kommt es ins Regal, wenn ich es vermutlich nicht wiederlesen werde, es mir aber gut gefallen hat, verschenke ich es oft weiter.
Wie sortierst du deine Bücher?
Früher chronologisch, jetzt habe ich eine alphabetische Ordnung innerhalb der Sprachen und des Fachgebiets.
Was liest du aktuell?
Enrico Palandri, „Lichter auf der Piazza Maggiore“ (im Original „Boccalone“), die Entdeckung eines Kultromans 40 Jahre nach dem Erscheinen auf Deutsch bei Schöffling, und Antonio Scuratis neuen Essay „Fascismo e Populismo“ (erscheint zur Buchmesse auf Deutsch bei Klett-Cotta).
Dein liebster/bevorzugter Leseort?
Auf dem Sofa, unter einer Wolldecke.
Welches (italienische) Buch sollte ich unbedingt lesen und warum?
Was man gelesen haben muss: „Il giardino dei Finzi-Contini“ (Die Gärten der Finzi-Contini) von Giorgio Bassani. Eine sehr empfehlenswerte Entdeckung waren im letzten Jahr für mich die Lebenserinnerungen von Lorenzo Amurri, „Apnea“/„Bis ich wieder atmen konnte“, erschienen auf Deutsch im nonsolo-Verlag.
Welches ist deine (ital.) Lieblingsautorin, dein (ital.) Lieblingsautor?
Autor: Am Ende vielleicht doch Giacomo Leopardi. Autorin: Ich bin gerade sehr angetan von den Texten von Igiaba Scego.
Welche Beziehung hast du zu Italien?
Als Kind verbrachte ich viel Zeit bei meinen Großeltern in Rom. So entstand eine tiefe Beziehung zu dem Land und den Menschen. Es folgten viele Reisen über den ganzen Stiefel verteilt, schwerpunktmäßig nach Sardinien, Florenz, Venedig … und dann kam das Studium der Italianistik dazu, die Liebe zur Literatur, zur Musik, vor allem auch zur Oper und zur zeitgenössischen Musik, zu Nono, Berio und anderen.
Die Buchmesse ist für mich …
… ein Ort der Begegnung, mit Menschen und mit Büchern! Ich finde es immer wieder großartig, beim Gang durch die Reihen der Verlagsstände in den Neuerscheinungen zu blättern und etwas zu entdecken. Ich erinnere mich noch gut an den Gastlandauftritt im Jahr 1988. Es kamen die großen Namen der italienischen Lyrik, Mario Luzi, Giorgio Caproni, usw. Der Gastlandauftritt dieses Jahr wird hoffentlich Gelegenheit bieten, Autorinnen und Autoren wiederzusehen und neu kennenzulernen, die Fülle ihrer Texte zu erfahren und sich mit der italienischen intellektuellen Landschaft auseinanderzusetzen, interessante Debatten zu erleben.
Alle erwähnten Bücher bekommst du in stationären (inhabergeführten) Buchhandlungen. Falls du lieber online bestellen möchtest, dann schau doch im Onlineshop der Buchhandlung Angermann vorbei.
Weiterlesen
Interview mit Wibke Ladwig: „Ich habe eine innige kulinarische Beziehung zu Italien.“
Lesetipps: Meine liebsten italienischen Bücher
Buchbesprechung: Christian Klinger, Die Liebenden von der Piazza Oberdan
Buchbesprechung: Petra Reski, Als ich einmal in den Canal Grande fiel
Schreibe einen Kommentar