Die Madonnina – Seele und Herz Mailands

Die Madonnina – Seele und Herz Mailands„Geht’s noch?“, war mein erster Gedanke, als ich im März die italienische Flagge neben der Madonnina im Wind wehen sah. Was hat eine Nationalflagge auf dem Mailänder Dom zu suchen? Denn die Madonnina thront auf der zentralen Turmspitze des achteckigen Vierungsturms. Die vier Meter hohe goldene Statue  machte den Dom lange Zeit zum höchsten Gebäude der Stadt. Sie ist weithin sichtbar und an sonnigen Tagen glänzt sie als würde sie leuchten. Wenn der Dom das Wahrzeichen der Stadt ist, dann ist die Madonnina hingegen ihre Seele und das Herz. Die Madonnina nimmt eine besondere Rolle im Stadtleben ein. Doch dazu später mehr.

Die Madonnina – Seele und Herz Mailands

Fünf-Tage-Aufstand

Doch was hat es mit der Beflaggung nun auf sich? Nach etwas Internetrecherche stieß ich auf die Antwort: Die Beflaggung geht auf die „Cinque Giornate di Milano“, den Fünf-Tage-Aufstand vom 18. bis 22. März 1848, zurück. Der Aufstand richtete sich gegen die österreichische Besatzung. In dessen Zuge wurden die österreichischen Truppen aus der Stadt vertrieben (und nahmen sie drei Monate später auch wieder ein). Damals hissten zwei italienische Freiheitskämpfer die Flagge dort oben.

An bestimmten Tagen wird auch heutzutage noch die Trikolore gehisst. Am vergangenen Freitag, 4. Oktober, war so ein Tag: Anlässlich der Gedenktage von San Francesco und Santa Caterina (hl. Franz von Assisi und hl. Katharina von Siena), Schutzpatron und Schutzpatronin Italiens, wurde die Flagge neben der Madonnina gehisst.

Weitere Tage, an denen die Flagge gehisst wird

7. Januar, Fest der Trikolore

11. Februar, Lateranverträge, abgeschlossen 1929 zwischen Hl. Stuhl und dem damaligen Königreich Italien, vertreten durch Benito Mussolini, in welchem endgültig die sogenannte Römische Frage geklärt wurde. Sprich der Papst erkennt Rom, als Sitz der italienischen Regierung an, während der italienische Staat die politische und territoriale Souveränität des Vatikans garantiert.

17. März, Tag der nationalen Einheit, der Verfassung, der Hymne und der Flagge (Giornata dell’Unità nazionale, della Costituzione, dell’inno e della bandiera)

18. bis 22. März, in Erinnerung an den Fünf-Tage-Aufstand

25. April, Tag der Befreiung vom Faschismus

1. Mai, Tag der Arbeit

9. Mai, Europatag

2. Juni, Tag der Republik (Am 2. Juni 1946 hatten sich die Italiener*innen in einer Volksabstimmung für die Abschaffung der Monarchie und für die Gründung der italienischen Republik ausgesprochen)

28. September, Vier Tage von Neapel (Volksaufstand vom 27. bis 30. September 1943 in Neapel gegen den Faschismus und die Besatzung der deutschen Truppen)

Bis auf die März-Termine werden an den anderen Tage in ganz Italien staatliche Gebäude beflaggt. Überrascht hat mich, dass zum Gedenktag des Stadtpatrons Ambrosius von Mailand (7. Dezember) keine Flagge weht.

Die Madonnina – Seele und Herz Mailands

Noch mal zurück zum eingangs erwähnten besonderen Verhältnis der Mailänder*innen zu ihrer Madonnina. Bis in die 50er Jahre durfte aus frommen Gründen – die Madonnina beherrscht die Stadt und nicht andersrum – kein Hochhaus höher sein, als der Vierungsturm auf dem die Madonnina thront.

Spielen AC Milan und Inter Mailand gegeneinander, wird es als „Derby della Madonnina“ bezeichnet. Das Lied „Oh mia bela Madunina“ im Mailänder Dialekt gesungen, gilt als inoffizielle Hymne Mailands. Es gehört auch zu den Fan-Liedern sowohl des AC Milan als auch der Nordkurve von Inter Mailand.

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Ulrike a MilanoDann geben dir die Artikel „Mailand-Tipps: Sehenswürdigkeiten, Essen, Shopping, Wissenswertes” und „Zurück aus Mailand” einen ersten Überblick.
In den Beiträgen „Fotoshooting in Mailands Straßen” sowie „Mailand-Tipps. Ein Tag rund um Sant‘Ambrogio” stelle ich dir einen meiner liebsten Stadtteile vor sowie Fotospots abseits der touristischen Attraktionen.
Anregungen für Sehenswertes abseits der touristischen Pfade findest du im Artikel „Geheimtipps für den nächsten Mailand-Besuch“.

 

 

 

 

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