Die italienischen Nobelpreisträger und -preisträgerinnen für Literatur

Urkunde zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Grazia Deledda: Die italienischen Nobelpreisträger und -preisträgerinnen für Literatur

Auf der diesjährigen Longlist für den Nobelpreis für Literatur stehen 233 Kandidatinnen und Kandidaten. Welche Namen darunter sind, wird noch bis Donnerstag, 6. Oktober, um 13 Uhr geheim gehalten.

Nicht nur aufgrund der heutigen Bekanntgabe, sondern auch weil ich das Geburtshaus der Preisträgerin besucht habe, stelle ich dir die sechs Personen aus Italien vor, die in den vergangenen 100 Jahren mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurden.

An wen ging der Nobelpreis für Literatur bereits in Italien?

Von 1901 bis heute haben fünf italienische Männer und eine Frau den Nobelpreis für Literatur erhalten: Giosuè Carducci (1906), Grazia Deledda (1926), Luigi Pirandello (1934), Salvatore Quasimodo (1959), Eugenio Montale (1975) und Dario Fo (1997).

Giosuè Carducci (1906)

Der erste Preisträger ist Giosuè Carducci (1835-1907), Dichter, Redner und Literaturhistoriker. Er erhielt den Literaturnobelpreis 1906, ein Jahr vor seinem Tod. Da der schwerkranke Dichter nicht zur offiziellen Zeremonie nach Stockholm reisen konnte, überreichte Baron De Bildt, schwedischer Minister, Carducci den Preis direkt in seinem Wohnhaus in Bologna (kann auch besichtigt werden). Dies geschah zur gleichen Zeit während in Schweden die Zeremonie stattfand.

Bekannte Werke von ihm sind etwa „Ausgewählte Gedichte“, „Ça ira. Zwölf Sonette“ oder „Odi Barbare“.

Grazia Deledda (1926)

Grazia Deledda (1871-1936) ist die einzige Frau, die bisher den Preis erhielt, und zwar im Jahr 1926. Verliehen wurde ihr der Nobelpreis allerdings erst 1927, da die Schwedische Akademie 1926 beschloss, keinen Nobelpreis für Literatur zu vergeben.

Gedenktafel am Geburtshaus der italienischen Nobelpreisträgerin für Literatur Grazia Deledda

In ihrem Geburtshaus in Nuoro auf Sardinien sind in mehreren Räumen Fotografien, persönliche Gegenstände, Manuskripte, die Nobelpreisurkunde und andere Dokumente rund um die Vergabe ausgestellt. Unter anderem ein Glückwunschschreiben des damaligen italienischen Königs Vittorio Emanuele II. Auch in Nuoro selbst erinnert vieles an die berühmte Ex-Bewohnerin: Neben dem Geburtshaus sind dies Zitate an Häuserwänden oder auch eine Statue.

In ihren Werken schildert sie meist das Leben auf Sardinien, auch wenn sie nach ihrer Heirat mit Palmiro Madesani, ab 1900 in Rom lebte. Bekannte Werke von ihr sind etwa „Schilf im Wind“ (Cane al vento), „Der Alte und die Jungen“ (Il vecchio e i fanciulli), „Der Alte vom Berge“ (Il vecchio della montagna), „Die Mutter“ (La madre) oder die Autobiografie „Cosima, die Jugend einer Dichterin“ (Cosima).

Luigi Pirandello (1934)

1934 ging der Nobelpreis für Literatur an Luigi Pirandello (1867-1936). Der sizilianische Schriftsteller aus Agrigent ist Autor berühmter Romane und Theaterstücke, Letzteren verdankt er seinen Weltruhm. Bei der Preisverleihung erregte er Aufsehen, weil er keine offizielle Rede hielt. Das gab es bis dato noch nie.

Einige Werke von ihm: „Novellen für ein Jahr“ (Novelle per un anno), Prosa; So ist es – wenn es Ihnen so scheint (Così è se vi pare), Sechs Personen suchen einen Autor (Sei personaggi in cerca d’autore) Dramen; „Jenseits der Notenschlüssel“ (Fuori di chiave), Lyrik.

Salvatore Quasimodo (1959)

Salvatore Quasimodo (1901-1968) gewann den prestigeträchtigen Preis im Jahr 1959. In der Laudatio hieß es Quasimodo sei

ein Erneuerer der modernen Dichtung, sein menschliches Pathos bricht unwiderstehlich die hermetische Form, in der er zuerst gebunden war.

Werke von ihm sind: „Und plötzlich ist es Abend“ (Ed è subito sera), „Versunkene Oboe“ (Oboe Sommerso) oder „Poesie“.

Eugenio Montale (1975)

Eugenio Montale (1896-1981) erhielt den Preis 1975 für

seine herausragende Poetik, die mit großer künstlerischer Sensibilität menschliche Werte unter dem Symbol einer illusionslosen Lebensvision interpretierte.

In den fünfziger und sechziger Jahren galt der aus Ligurien stammende Montale als der größte lebende italienische Dichter, als Vorbild der säkularen und liberalen Kultur.

In seinen Gedichtbänden beschreibt er häufig die Landschaft Liguriens. Werke von ihm sind etwa „Die Knochen des Tintenfisches“ (Ossi di seppia), „Anlässe“ (Le Occasioni), „Der Sturmwind und anderes“ (La bufera e altro).

Dario Fo (1997)

An Dario Fo (1926-2016) ging der Nobelpreis für Literatur 1997. Fo war nicht nur Erzähler, sondern auch Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war der erste Schauspieler der diesen Preis erhielt. Viele seiner Werke sind gemeinsam mit seiner Frau Franca Rame (1929–2013) entstanden.

Werke von ihm sind unter anderem: „Er hatte zwei Pistolen und seine Augen waren schwarz und weiß“ (Aveva due pistoli con gli occhi bianchi et neri), Komödie in drei Akten mit Gesang; „Einer für Alle, Alle für Einen! Verzeihung, wer ist hier eigentlich der Boss?“ (Tutti uniti! Tutti insieme! Ma scusa quello non è il padrone?; „Der Papst und die Hexe“ (Il Papa e la strega).

 

Kennst du einen der Preisträger oder die Preisträgerin? Hast du von der einen oder dem anderen schon etwas gelesen? Ich muss gestehen, dass ich außer dem Büchlein „Gli imbianchini non hanno ricordi“ von Dario Fo aus der Easy-Reader-Reihe des Klett Verlags noch von keinem etwas gelesen habe – oder zumindest ist nichts Bleibendes in Erinnerung geblieben. Das wird sich jetzt aber ändern … Mein Ziel ist bis spätestens zur Buchmesse 2024, wenn Italien Ehrengast ist, von allen oben Genannten ein Werk gelesen zu haben.

 

Leser-Interaktionen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert