
Laura Melara-Dürbeck hat einen sehr sympathischen Tick: Sie liest Bücher kulinarisch. Beim Lesen achtet sie sehr genau darauf, welche Gerichte und Lebensmittel in den Texten erwähnt und wie diese beschrieben werden. So entstand auch die Idee zu ihrem Buch „Die Gaumenfreuden des jungen Goethe“.
Inspiration in der Pandemie: Ein Buch entsteht
Über Johann Wolfgang von Goethes „Italienische Reise“ ist vieles bekannt: seine Besuche in Kunststätten, geologische Studien, das Alltagsleben, sein literarisches Arbeiten und die Etappenziele. Doch der Aspekt der Kulinarik blieb in den Analysen bisher unbeachtet.
Während der Corona-Pandemie, als das Ausgehen und insbesondere das Essen in Restaurants unmöglich war, kam Laura Melara-Dürbeck die Idee, Goethes „Italienische Reise“ kulinarisch zu interpretieren. Denn Kulinarik spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle: Sie ist die Vorsitzende der Frankfurter Sektion der „Accademia Italiana della Cucina”. Dieser Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, das kulinarische Erbe Italiens zu bewahren. (mein Artikel)
Laura Melara-Dürbecks erster Kontakt mit Goethe liegt bereits zum Ende ihrer Grundschulzeit in Italien. Damals bekam sie die Aufgabe, eine Ballade von Goethe auswendig zu lernen. Zur Auswahl standen „Erlkönig“ und „Der Zauberlehrling“. Sie entschied sich für „den Vater, der mit seinem Sohn durch Nacht und Wind reitet“. Später, währende des Germanistikstudiums, war Goethe ohnehin Pflichtlektüre. Schließlich zog sie sogar in Goethes Geburtsstadt Frankfurt.
In ihrem Buch stellt Laura Melara-Dürbeck 13 Orte und Gegenden vor, an denen Goethe Gerichte, Lebensmittel oder die Landschaft beschreibt. Sie folgt Goethes Etappen von Norden nach Süden und strukturiert die Kapitel wie die Gänge eines Menüs: von den Appetithäppchen über den Zweiten Gang bis hin zum Digestif.

Rezepte und Goethes Vorlieben
Grand Tour
Die Grand Tour wurde von wohlhabenden jungen Europäern im 18. Jahrhundert unternommen. Sie führte durch die wichtigsten kulturellen und historischen Städte Europas, die für ihre Kunst, Architektur, Geschichte und die Gelegenheit zum sozialen Austausch bekannt waren. Die Reiseroute war individuell. Einige Städte gehörten zu den unverzichtbaren Zielen, besonders in Italien, das als Höhepunkt der Reise galt.
Etappenziele in Italien waren: Turin, Mailand, Verona, Venedig, Florenz, Pisa, Rom und Neapel.
Zwischen den Kapiteln fügt sie Rezepte ein, die nicht nur zur jeweiligen Region, sondern auch zur jeweiligen Jahreszeit passen. So gibt es unter dem „Dessert“ Sizilien kein Rezept mit Auberginen, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern eines mit Artischocken. Denn Goethe war im Frühling auf Sizilien, und zu dieser Zeit sind Auberginen noch nicht reif. Dass Sizilien als „Dessert“ bezeichnet wird, hat einen besonderen Grund: Sizilien gehörte nicht zur Grand Tour. Ähnlich wie das Dessert ein „Add-on“ in der Menüfolge ist, so ist auch Sizilien auf der Bildungsreise ein „Add-on“.
Für die Auswahl der 30 Rezepte hat Laura Melara-Dürbeck zahlreiche Kochbücher und Kochzeitschriften aus ihrem eigenen Fundus durchforstet.
Im Buch erfahren wir auch von Goethes besonderen Vorlieben: Feigen, Artischocken, Schokolade, Pasta und ein gutes Glas Rotwein. Letzteren ließ er sich nach seiner Rückkehr aus Italien regelmäßig nach Weimar liefern – ebenso wie Pasta aus einer Dresdner Nudelfabrik.
Ergänzt wird das Buch durch zahlreiche Illustrationen von Katharina Piorkowski.
Ein genussvoller Blick auf Goethes Italien
Laura Melara-Dürbeck verleiht Goethes „Italienische Reise“ mit ihrem Ansatz einen neuen, genussvollen Blickwinkel. Ihr kurzweiliges Buch macht Lust, sowohl Goethes Italienreise (neu) zu entdecken, als auch die Küche Italiens.
Unter dem Titel „I sapori del giovanne Goethe. Ricette e pietanze dal viaggio in Italia“ ist das Buch bereits 2021 erschienen. Die deutsche Übersetzung von Gianni Notaro wurde heuer im Verlag Freies Geistesleben veröffentlicht.
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Zum Titelbild: Am 10. Oktober habe ich die Vorstellung von Lauras Buch in der Deutsch-Italienischen Vereinigung moderiert.
PS Am 20. März 2025 triffst du Laura und mich in der Stadtbibliothek in Amberg, wo wir ihr Buch vorstellen.
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