Alles wird gut – tutto andrà bene

Alles wird gut
Der Arco della Pace, Friedensbogen, in Mailand, aufgenommen im vergangenen Jahr.

Eigentlich wollte ich diese Woche einen Artikel zu zwei Ausstellungen veröffentlichen, die im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Frankfurt-Mailand stattfinden sollen. Eigentlich … Denn da in Italien und hier insbesondere im Norden schon seit Anfang der vergangenen Woche vieles still steht, schien es mir nicht opportun den Artikel zu veröffentlichen. Ich gehe davon aus, dass die beiden Ausstellungen in Mailand die eine, in Frankfurt die andere, stattfinden werden. Denn wie lautet das Motto der Italiener*innen in diesen Tagen „tutto andrà bene“ – alles wird gut.

Die Situation in Italien und die drastischen Einschränkungen haben mich sehr bewegt. Glücklicherweise geht es allen in meinem Freundeskreis, die in Norditalien leben, gut. Und in Norditalien ist die Situation ja drastischer als im Süden.

Italiener*innen sind diszipliniert

Unter den Hashtags #tuttoandràbene oder #Litaliachiamó („Italien hat gerufen“ – so lautet die letzte Zeile der italienischen Hymne) treffen sich die Italiener*innen virtuell, um trotzig-positiv auf die Stimmung zu reagieren.

Menschenleere Straßen und Plätze, Busse und Bahnen. Ja, die Italiener*innen sind sehr diszipliniert. Sie halten sich an die Regeln und gehen nur vor die Tür, wenn’s unbedingt sein muss und vermeiden Menschenansammlungen. Wer mit dem Hund raus muss, der oder die sollte alleine gehen und sich auch nicht unnötig lange draußen aufhalten. Wer sich nicht daran hält, riskiert eine Strafe zu bekommen.

Vor den Supermärkten gibt’s Menschenschlangen, aber alle stehen sie da mit dem nötigen Sicherheitsabstand. Der Einlass in die Supermärkte wird nämlich geregelt, damit keine Menschenansammlung stattfindet. Eine Freundin berichtet, dass man nur mit Maske und Handschuhen den Supermarkt betreten darf. Zu kaufen gibt es dort noch alles – auch Toilettenpapier. 😉 Geöffnet sind nur noch Geschäfte, die den täglichen Grundbedarf abdecken, und natürlich Apotheken.

Glücklich wer, einen Garten besitzt oder wie meine Freundin Elisabetta, auf dem Land wohnt. Sie kann sich um ihren Garten kümmern und das kleine Weingut mit ein, zwei Angestellten bewirtschaften, da sie auf Distanz gehen können. 

Italiener*innen sind kreativ

Italiener*innen sind kreativ. „Wir sind unorganisiert und unordentlich, aber was die Phantasie angeht, kann uns niemand das Wasser reichen. Das ist unsere Geheimwaffe“, schrieb mir Patrizia. Social Media sind das verbindende Element, um sich auszutauschen, in Form zu bleiben. Für jeden und für jede ist etwas dabei: Yogo-Kurse gegen Rückenschmerzen, ebenso Nähkurse sowie Mittag-/Abendessen über Skype. Und mit den Kindern und Enkelkindern halten sie telefonisch oder per WhatsApp Kontakt. Freunde von mir teilen Videos, in denen sie zum Sportmachen motivieren. Jeden Tag gibt es neue Ideen.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Eine konzentrierte Aktion, einen 18-stündigen virtuellen Flashmob, gab’s am Freitag (13. März), heute (15. März) soll es ab 21 Uhr eine weitere Aktion geben.

Gianna Nannini gab ein Konzert, das über Instagram gestreamt wurde, und auch von zahlreichen Balkonen von Nord bis Süd wurde gemeinschaftlich musiziert. Mir hat’s ja der Trompeter Raffaele Kohler angetan, der sich mit O mia bela Madunina” – Mailands inoffizieller Hymne  am Flashmob beteiligte. 

So was kommt auch in Deutschland gut an. Ich habe den Eindruck, die Medien überschlagen sich förmlich. Bereits über zweieinhalb Millionen mal wurde das ZDF-heute-Video geteilt, das einen kleinen Ausschnitt der Balkonkonzerte zeigt.

Die positive Stimmung, die uns über die Social Media erreicht, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Situation in den Krankenhäusern verschärft. Die Intensivstationen sind überfüllt und mittlerweile stehen nicht mehr genügend Atmungsgeräte zur Verfügung. „Ich habe Freunde im Krankenhaus mit einem Schlauch in den Bronchien, die darum kämpfen, sich selbst zu retten,“ erzählte mir eine Freundin.

„Wir haben Angst, aber wir achten die Regeln und kämpfen alle zusammen, um aus diesem Schlamassel herauszukommen“, sagt Patrizia.

Ce la farete – ihr schafft das, bin ich überzeugt, und womöglich sogar besser als wir Deutschen.  

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